Yukon und Alaska – The last frontier

 

"Gold! Gold am Klondike!" Mit diesem Schrei begann ein unglaubliches historisches Abenteuer im Yukon Territory und Alaska. Im August 1896, als George Washington Carmack und seine zwei indianischen Freunde, Skookum Jim und Tagish Charlie, Gold in einem Nebenfluss des Klondike River fanden, hatten sie keine Ahnung, dass dieser Moment als der Anfang eines großen Goldrausches in die Geschichte eingehen würde. Es war im Juli des Jahres 1897, als die Dampfer "Portland" und "Excelsior" mit sensationeller Fracht in den Häfen von Seattle und San Francisco anlegten. Sie kamen von der Mündung des Yukon und hatten 80 bärtige, schlammverkrustete Passagiere und 3 Tonnen Gold an Bord. Die Nachricht vom sensationellen Goldfund am Flüsschen Klondike schlug im depressionsgeplagten Amerika ein wie eine Bombe. Innerhalb weniger Stunden verließen viele Tausende ihr Heim, ihre Familien und ihren Beruf und buchten die nächste Fährpassage in den Norden. Der Zug der Goldsucher - auch Stampeder genannt, weil sie wie wild gewordenes Vieh ausbrachen und durch nichts mehr aufzuhalten waren - schwoll in den nächsten Wochen auf 100 .000 an. Mehr als die Hälfte von ihnen sollte den Klondike nie erreichen. Noch heute lebt etwas von diesem Abenteuer-Mythos fort und tatsächlich beginnt hier die Wildnis noch immer direkt neben der Straße. Wir haben vier Wochen Zeit diese Wildnis nach 21 Jahren ein zweites Mal zu erkunden.

 
 

Mit einer Größe von fast 1,5 Millionen km² ist Alaska viermal so groß wie die Bundesrepublik, hat aber nur 710.000 Einwohner, d.h. jeder Alaskaner hat rein statistisch einen Lebensraum von über 2 km² zur Verfügung. Bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts kamen keine Fremden in das Land, das von den Aleuten "Alyeska" - das große Land - genannt wurde. Im Juni 1741 segelten russische Seeleute unter der Führung des Dänen Vitus Bering an der Inselkette der Aleuten entlang bis zum nordamerikanischen Festland, das sie für den Zaren in Besitz nahmen. Für die aus heutiger Sicht lächerliche Summe von 7,2 Millionen Dollar, weniger als $5 pro Quadratkilometer, ging Alaska am 18.10.1867 an die Vereinigten Staaten. Auf seine politische Anerkennung musste Alaska lange warten: Bis 1912 wurde es als Distrikt verwaltet, danach zum eigenständigen amerikanischen Territorium erklärt. Erst als mit dem Zweiten Weltkrieg und dem anschließenden "kalten Krieg" die strategische Bedeutung Alaskas stieg, kamen Bestrebungen in Gang, einen neuen Bundesstaat zu gründen. Am 03.01.1959 wurde Alaska offiziell als 49. Bundesstaat in die Union aufgenommen und die vom Volk bestätigte Verfassung trat in Kraft.

Samstag, 13.05.2017: Mit dem Kielius klappt alles prima und auch unser Gepäck werden wir schnell los. Kurz vor dem Abflug wird noch zweimal das Gate geändert, so dass wir noch ein bisschen Bewegung bekommen. Mit 45 Minuten Verspätung geht es los, so bleiben uns nur noch 30 Minuten zum Umsteigen in München. Auch hier ändert sich das Gate noch einmal, dank der Lufthansa-App erfahren wir es direkt nach der Landung noch im Flugzeug. Im Laufschritt geht es über den Flughafen und wir schaffen es tatsächlich noch rechtzeitig zu unserem Anschlussflug. Mal sehen, ob unser Gepäck die Maschine auch noch erreicht hat. Etwas verspätet startet dann auch dieser Flug, aber das ist jetzt egal, da wir in Vancouver 5 Stunden Aufenthalt haben. Mit zwei Mahlzeiten, zwei Filmen, Lesen und drei Stunden Schlaf sind die 10 Stunden Flugzeit nach Vancouver gar nicht so schlimm. Die Einwanderung ist komplett automatisiert und geht sehr schnell. Unsere Taschen haben es auch nach Vancouver geschafft und direkt hinter dem Zoll können wir sie wieder auf ein Laufband packen. Unsinniger Weise müssen wir dann ein weiteres Mal durch die Sicherheitskontrolle. Nach einer Stunde ist alles geschafft und wir trinken auf dem Weg zum Gate einen Kaffee. Die Wartezeit verkürzen wir mit einem Film aus der ARD-Mediathek, der über das WLAN des Flughafens ruckelfrei abläuft. Kurz nach 22:00 Uhr geht es weiter und um 00:30 Uhr Ortszeit (09:30 Uhr deutscher Zeit) kommen wir in Whitehorse an. Den größten Teil des Fluges verschlafen wir wieder. Der Transfer-Bus steht schon vor dem Flughafen und bringt uns in wenigen Minuten zum Hotel. Wir sind jetzt fast 30 Stunden auf den Beinen und fallen ziemlich kaputt ins Bett.

Sonntag, 14.05.2017: Trotz Jetlag und Übermüdung können wir noch ein paar Stunden Schlaf nachholen. Zum Frühstücken gehen wir in ein Restaurant zwei Häuser weiter und stärken uns mit je einem Breakfast Bagel (Spiegelei, Bacon und Käse). Anschließend gehen zur Station von Canadream, die von einem deutschen Ehepaar betrieben wird. Unser nagelneuer Pickup-Camper (2.997 km) steht schon startklar vor der Tür. Die Formalitäten sind schnell erledigt und wir fahren zum Hotel zurück. Auf dem Parkplatz beladen wir das Auto und beginnen dann mit unserer Shopping-Tour. Es ist Mittag als wir alles zusammen haben. Im Yukon Visitor Reception Centre versorgen wir uns mit Infomaterial und buchen über das WLAN die Fähre von Skagway nach Haines für morgen Nachmittag. Whitehorse, die Hauptstadt des Yukon Territory, erhielt ihren Namen nach den sich wie wilde weiße Pferde gebärenden Stromschnellen des Yukon River. Diese Stromschnellen sind heute nicht mehr zu sehen, sie verschwanden, als der Fluss gestaut wurde und der künstliche Lake Schwatka entstand. Whitehorse ist mit über 27.000 Einwohnern nicht nur die größte Stadt am Alaska Highway, sondern auch Heimat für über zwei Drittel der Yukon-Gesamtbevölkerung. Vorbei Sternwheeler "SS Klondike II", der perfekt renoviert am Ufer des Yukon liegt, verlassen wir die Stadt auf dem Alaska Highway. Nach wenigen Kilometern geht es dann auf dem Klondike Highway in Richtung Skagway weiter. Das Teilstück des Klondike Highway zwischen Alaska Highway und Skagway ist eine der schönsten Strecken des Yukon Territory. Spektakuläre Landschaftspanoramen verführen zum Anhalten an jedem Aussichtspunkt. Der Highway besteht historisch gesehen aus zwei unterschiedlichen Teilstrecken. Die erste Hälfte der Route, die vom Alaska Highway nach Carcross führt, wurde 1942 vom US-Militär gebaut, um eine Gas-Pipeline zu verlegen und wird Carcross Road genannt. Der Abschnitt zwischen Carcross und Skagway in Alaska ist vergleichsweise neu, wurde erst im Mai 1981 eröffnet und heißt Skagway Road. Kurz vor Carcross führt die Straße am Emerald Lake vorbei, der in so unwirklichen Farben leuchtet, dass man kaum an eine natürliche Ursache glauben mag. Tatsächlich entstehen die Farbspiele mit beinahe neongreller Intensität durch Lichtwellen, die vom weißen Seebodensediment reflektiert werden. Nur wenige Kilometer weiter hielten wir an der Carcross Desert, "The Smallest Desert of the World". Ihre Sanddünen variieren je nach Licht und Wetter von fahlgelb bis Campari-rot und entstanden aus dem feinen Grund eines Gletschersees; der starke Wind vom nahen Lake Bennett verhindert eine intensive Vegetation, so dass nur wenige Pinien und die flachkriechende Teepflanze Kinnikinnik mit kleinen ledrigen Blättern Wurzeln schlagen konnten. Bald hinter Carcross erreicht der Highway den Windy Arm, eine Verlängerung des Tagish Lake mit etlichen bewaldeten Inseln. Der Bove Island Viewpoint bietet einen schönen Ausblick auf diese herrliche Landschaft. Am Ufer des Windy Arm übermachten wir auf dem staatlichen Conrad Campground inmitten dieser grandiosen Kulisse. Es klart immer mehr auf und wir unternehmen einen kleinen Rundgang über den Campingplatz. Zum Abendbrot gibt es leckeren Lachs mit Nudeln. Was für ein herrlicher erster Urlaubstag - so kann es bleiben.

Montag, 15.05.2017: Die erste Nacht im Camper verläuft ruhig und wir können auch gut schlafen. Da wir die Heizung über Nacht ausgeschaltet haben ist es am Morgen recht frisch. So lassen wir erst die Heizung arbeiten, bevor wir aufstehen. Die Straße verläuft am Ufer des Tagish Lake und bietet immer wieder herrliche Ausblicke. Wir halten an den Ruinen der Venus Mine, in der zu Anfang des Jahrhunderts Silber abgebaut wurde. Hier können wir ein Stachelschwein beobachten, für ein Foto ist es leider zu weit weg. Etliche Kilometer führt die Straße dann am Tutshi Lake entlang, einem tief blauen See vor einer eindrucksvollen Gebirgskulisse. Bei Log Cabin überquert der Klondike Highway die Schienen der White Pass & Yukon Railway, die danach am jenseitigen Ufer des Summit Lake und des Skagway River parallel zur Straße verlaufen. Bis 1981 war die Eisenbahn die einzige Verbindung zwischen Skagway und Whitehorse, nach Fertigstellung der Straße wurde der Linienverkehr eingestellt. Seit 1988 dient der nostalgische Zug ausschließlich dem Tourismus und befördert Fahrgäste nur noch auf der 45 km langen Teilstrecke von Skagway über den White Pass nach Fraser. Wir müssen in Fraser durch die amerikanische Einwanderungsbehörde, was uns 12 $ kostet, eine Stunde Zeit (Dank Zeitumstellung) und ein nettes Gespräch mit einem freundlichen Beamten einbringt. Wenig später erreichen wir die Passhöhe des berühmten White Pass. Hier können wir ein Murmeltier beobachten, das unsere Annäherung mit bemerkenswerter Geduld erträgt. Parallel zur Straße verläuft hier der historische White Pass Trail, die weitere aber ungefährlichere Alternative zum berüchtigten und steileren Chilkoot Trail, der einige Kilometer weiter östlich liegt. Von hier beginnt die 20 km lange Talfahrt nach Skagway, ein Name der in der Sprache der Chilkat-Indianer "Heimat des Nordwindes" bedeutet. Der Ort liegt an der Einmündung des Skagway River in das Taiya Inlet des lang gestreckten Fjords Lynn Canal unter hoch aufragenden Bergen. Auf der Dyea Road, die am nördlichen Ortsausgang vom Klondike Highway abzweigt, fahren wir an der Long Bay und dem Ausläufer des Taiya Inlet entlang bis zum Ausgangspunkt des legendären Chilkoot Pass Trail. Der Trail, über den 100.000 Männer und Frauen, Arbeitslose und Abenteurer, Geschäftsleute und Gauner am Ende des vergangenen Jahrhunderts zu den Goldfeldern des Klondike aufbrachen, war schon seit Jahrhunderten ein traditioneller Handelsweg zwischen indianischen Stämmen an der Küste und im Landesinneren. Die Chilkoot-Indianer brachten auf diesem Weg Fischöl und Meeresprodukte über den 1.140 m hohen Pass zu den Athabaskans und tauschten sie gegen Leder und Pelze ein. Als im 18. Jahrhundert die russischen Pelzhändler in Alaska einfielen, boten sich die Chilkoot-Indianer als Mittelsmänner und Kuriere zwischen den Weißen und den Athabaskans an. So gelang es ihnen, den Trail ins Landesinnere für weitere 100 Jahre geheim zu halten. Doch als Mitte des 19. Jahrhunderts die Gerüchte über reiche Goldvorkommen am Yukon immer lauter wurden, bedeutete das auch das Ende des Wegemonopols der Indianer. Direkt an der Dyea Road liegt eine Aussichtsplattform, die einen schönen Blick auf Skagway und das Taiya Inlet bietet. Ein Parkplatz ist schnell gefunden und wir schlendern über die Boardwalks, die hölzernen Bürgersteige des Broadway an den historischen Häusern aus der Boomzeit 1897-99 vorbei. Die Fassaden wurden originalgetreu restauriert, und auch die neueren Gebäude erhielten Vorderfronten im alten Stil. Am eindrucksvollsten ist die Fassade der Arctic Brotherhood Hall, die mit mehr als 20.000 Einzelstücken aus Treibholz dekoriert wurde. Im authentischen Bahnhofsgebäude der White Pass & Yukon Railway, in dem sich das Visitor Center des Klondike Gold Rush NHP befindet, sehen wir uns einen sehr interessanten Film über die Goldrauschzeit an. Hier erfahren wir auch, dass heute einer der letzten Tage der Saison ist, an dem kein Kreuzfahrer im Hafen liegt. An den "schlimmsten" Tagen fallen über 10.000 Touristen über Skagway her - wie schön, dass wir hier heute fast alleine sind. Wir stärken uns mit einem Smoothie und fahren dann zum Fährterminal. Die Malaspina liegt schon am Pier und wir genießen in der Sonne sitzend das herrliche Wetter bis zur Abfahrt. Durch den Lynn Canal mit der hoch aufragenden Felskulisse des Fjords geht es in einer kurzen, gemächlichen Schiffsreise hinüber nach Haines. Ganze 21 km beträgt die Entfernung auf dem Wasser, über die Straße wäre man 580 km unterwegs. Nach einer guten Stunde Fahrt erreichen wir den Fähranleger von Haines und finden auf dem Haines Hitch-Up RV Park einen Platz für die Nacht (41,78 $). Bei herrlichem und sommerlich warmem Wetter ist dieser Tag gleich ein echtes Highlight gewesen.

Dienstag, 16.05.2017: Auch heute werden wir mit blauem Himmel und strahlendem Sonnenschein begrüßt. Unser erstes Ziel ist das Gebiet am Chilkoot River und Chilkoot Lake. Hier sollen sich regelmäßig Weißkopfseeadler und Grizzly-Bären aufhalten. Schon entlang der Lutak Road, die direkt am Ufer des Lynn Canal verläuft, sehen wir die ersten Adler, die sich auch in aller Ruhe fotografieren und filmen lassen. Schon jetzt hat sich die Anschaffung meines neuen Teleobjektivs bezahlt gemacht. Entlang des Chilkoot River sehen wir weitere Adler, fahren jedoch zunächst durch bis zum Chilkoot Lake. Die Landschaft ist ein Traum: Im glasklaren Wasser des Sees spiegeln sich die ihn umgebenden Berge. Wir sehen zwei Anglern zu und halten noch einmal am Chilkoot River, wo wir weitere Adler beobachten können. Einem Jungtier wird von den Altvögeln das Fischen beigebracht. Leider geschieht dies immer sehr spontan und an nicht vorhersehbaren Orten, so dass wir es zwar ein paar Mal beobachten aber nicht auf die Speicherchips bannen können. Ein Grizzly lässt sich heute leider nicht blicken und so fahren wir zurück nach Haines. Das Sehenswerteste an Haines ist seine einmalige Lage: Der Ort auf einer weit in den Lynn Canal hineinreichenden Landzunge zwischen Chilkoot und Chilkat Inlet wird von der gewaltigen Gebirgskulisse der schneebedeckten Chilkat Mountain Range umrahmt. Seine ursprüngliche indianische Bezeichnung "Dtehshuh" bedeutet sehr treffend "Ende des Weges". Wir sehen uns die Gebäude des 1904 gegründeten Fort William H. Seward an. Das südlich vom Ortszentrum gelegene Fort war nicht nur der erste, sondern bis zum Zweiten Weltkrieg auch der einzige dauerhafte Militärposten in Alaska. Nachdem das Fort 1946 geschlossen wurde, hat man die 85 herrschaftlichen Gebäude mit Traumblick auf die Bucht in Wohnhäuser umgewandelt. Auf dem Paradeplatz des Forts befindet sich mit dem Totem Village der Nachbau eines indianischen Hauses aus dem 19. Jahrhundert. Nach diesem erlebnisreichen Vormittag machen wir uns über den Haines Highway auf den Weg zum Alaska Highway. Die Straße verläuft vor der grandiosen Gebirgsszenerie der Takhinsha Mountains am Chilkat River. Wir nutzen sämtliche Fotostopps und genießen in kurzer Hose und T-Shirt den Alaska-Sommer. Für die große Ansammlung von Weißkopfseeadlern im Alaska Chilkat Bald Eagle Preserve zwischen Haines und Klukwan ist es von der Jahreszeit her noch zu früh. Ab Ende August, wenn die Lachse zum Laichen den Chilkat River hinauf wandern, versammeln sich bis zu 4.000 Weißkopfseeadler aus dem gesamten Nordwesten auf einem nur 8 km langen Abschnitt des Chilkat River. Warme Strömungen am Grunde des Flusses halten diesen Abschnitt des Chilkat River ganzjährig eisfrei und schaffen damit ideale Bedingungen für diese stattlichen Tiere. Die beste Zeit für Adlerbeobachtungen ist von Oktober bis Februar, wobei die größte Konzentration im November zu beobachten ist: Hunderte auf einem kurzen Uferstreifen, zwei Dutzend oder mehr in einem einzigen Baum. Der 244 km lange Haines Highway folgt dem Verlauf des alten Dalton Trail, der um 1900 einen alternativen Weg nach Dawson City bot. Ein gewisser Jack Dalton hatte das erste Teilstück auf Jahrhunderte alten Indianerpfaden angelegt und sich damit seine eigene Goldgrube geschaffen. Hohe Wegezölle für die Benutzer seiner Straße brachten ihm mehr Gewinn als die meisten Claims der Goldfelder. Im Zweiten Weltkrieg baute die US-Armee den Trail als strategisch wichtige Verbindung von der Küste zum Alaska Highway weiter aus. Heute ist die herrlich geführte Straße durchgehend asphaltiert und sehr gut ausgebaut. Nach der Überquerung der kanadischen Grenze fahren wir zunächst 75 km durch British Columbia, ehe wir wieder das Yukon Territory erreichen. Dabei müssen wir die gestern gewonnen Stunde wieder abgeben und die Uhren um eine Stunde vorstellen. Wir fahren hinauf in die schneebedeckten Berge des Tatshenshini - Alsek Park und genießen ein grandioses Panorama. Von über 20 Grad im Tal geht die Temperatur hier auf unter 10 Grad zurück. Auf den letzten 65 km verläuft die Straße parallel zum Kluane NP. Für Durchreisende verbirgt sich die ganze Pracht dieses 22.000 km2 großen, teilweise noch unerforschten Nationalparks hinter der ersten Bergkette. 1980 wurde die riesige Gebirgsregion zusammen mit dem auf amerikanischer Seite gelegenen Wrangell-St. Elias NP zur UNESCO World Heritage Site erklärt. Dieses größte Schutzgebiet Nordamerikas ist eines der letzten Refugien für eine ungestörte, intakte Tierwelt und umfasst das gewaltigste Gletscherfeld außerhalb der Polarregion. Am Ufer des Dezadeash Lake genießen wir den herrlichen Ausblick über den See. Leider haben alle staatlichen Campingplätze entlang der Strecke noch geschlossen. Entlang der majestätischen Hochgebirgslandschaft des Kluane NP erreichen wir Haines Junction, einen kleinen Ort, der beim Bau des Alaska Highway im Kreuzungsbereich mit dem Haines Highway entstanden ist. Auf dem Kluane RV Campground finden wir einen Platz für die Nacht.

Mittwoch, 17.05.2017: Wir beginnen den Tag mit dem Besuch des Da Ku Cultural Centre, das die Visitor Centre von Haines Junction, des Kluane NP und ein Kulturzentrum der First Nations der Region unter einem Dach vereint. Hier sehen wir uns einen sehr gut gemachten Film über den weitestgehend unerschlossenen und schwer zu erreichenden Kluane NP an. Berge und Gletscher bedecken 82% der Parkfläche, darunter auch der Mount Logan, der mit 5.959 m höchste Berg Kanadas und zweithöchste des Kontinents. In einem kleinen Supermarkt kaufen wir frischen Zimtschnecken und in der Village Bakery ein Brot. Wir können die landschaftliche Schönheit des Alaska Highway auf dem Abschnitt zwischen Haines Junction und Kluane Lake in vollen Zügen genießen. Am Boutillier Summit, einem 1.000 m hohen Pass, überblickten wir erstmals den Kluane Lake, den mit 400 km2 größten See des Yukon Territory. Etwa 1 km westlich vom Pass zweigt beim Milemarker 1053 eine 5 km lange Schotterstraße zu Geisterstadt Silver City am Südostufer des Kluane Lake ab. Als 1903 in dieser Region Gold gefunden wurde, kamen Hunderte von Goldsuchern nach Silver City, das von 1904 bis 1920 zum Zentrum der Bergwerksaktivitäten avancierte. Aufgrund von hohen Unterhaltungskosten und unprofitablen Minen wurde die Siedlung Anfang der 20er Jahre aufgegeben und letztmalig 1942 von den Soldaten, die den Alaska Highway bauten, als Camp genutzt. Heute bieten die verfallenen Blockhäuser der Ghost Town vor einer schönen Landschaftskulisse ein vorzügliches Fotomotiv. Der Verfall der Hütten ist in den 21 Jahren seit unserem ersten Besuch dramatisch vorangeschritten. Die meisten Hütten sind komplett verfallen. Die Zimtschnecken schmecken vorzüglich und geben die notwendige Kraft für einen kleinen Rundgang durch die Reste von Silver City. Der Alaska Highway windet sich auf den nächsten Kilometern rund um den Kluane Lake zum Sheep Mountain Visitor Information Centre. Hier können wir einige der 4.000 im Park beheimateten Bergschafe (Dall Sheep) beobachten, die sich in den Sommermonaten auf den Weiden jenseits des Sheep Mountain aufhalten. Außerdem sehen wir einen Wolf. Für ein Foto sind beide jedoch zu weit entfernt, so dass wir uns mit einem Blick durch das Fernglas begnügen müssen. In unmittelbarer Nähe führt die Straße über den Soldier ́s Summit, wo der Alaska Highway am 20.11.1942 offiziell eröffnet wurde. Der Campingplatz in Burwash Landing hat noch geschlossen, so dass wir weiter fahren müssen, was sich als Glücksfall entpuppt. Zwar verliert die Strecke nördlich von Burwash Landing landschaftlich an Reiz aber dafür entdecken wir kurz vor dem Kluane River Aussichtspunkt einen Grizzly am Straßenrand. Aus dem Auto heraus können wir den Bären aus etwa 20 m Entfernung beobachten. Er lässt sich durch uns nicht stören und wir können ihn im Schritttempo eine Zeit lang begleiten. Schließlich verschwindet er im Tal eines kleinen Baches. Als wir wenig später auch noch einen Elchbullen zu Gesicht bekommen, können wir unser Glück kaum fassen. Zwar verschwindet der Elch im Dickicht bevor wir eine vernünftige Aufnahme im Kasten haben, aber wir haben ihn gesehen! Leider hat auch der staatliche Lake Creek Campingplatz noch geschlossen. Südlich von Beaver Creek finden wir dann auf dem Discovery Yukon Campingplatz einen Platz für die Nacht.

Donnerstag, 18.05.2017: Auch heute werden wir wieder mit strahlend blauem Himmel und Sonnenschein begrüßt. Nach dem Frühstück sehen wir uns die alten Militärfahrzeuge an, die auf dem Campingplatz abgestellt sind. Auf dem Weg nach Beaver Creek halten wir am noch geschlossenen Snag Junction Campingplatz und spazieren eine Runde über den Platz. Hier soll es Sperbereulen geben, von denen wir aber keine entdecken können. Wenig später haben wir dann mehr Glück und entdecken  am Straßenrand zwei Elche, die wir eine Zeit lang beobachten. In Beaver Creek können wir tanken und über das WLAN des Visitor Centre Mails lesen und die Zeitung auf die iPads laden. Wenig später passieren wir die Grenze nach Alaska und bekommen wieder eine Stunde geschenkt. Nachdem wir mit Skagway und Haines bereits zwei Abstecher in den Panhandle von Alaska unternommen haben, erreichen wir jetzt das "richtige" Alaska, "The Last Frontier", wie es auf den Nummernschildern des Staates zu lesen ist. Der Alaska Highway verläuft am Rand des Tetlin NWR entlang und bietet einige schöne Ausblicke auf die Wrangel und St. Elias Mountains. Hier entdecken wir ein Karibu am Straßenrand, das sich, als wir anhalten, aber sofort ins dichte Unterholz zurückzieht. In Tok kaufen wir ein und versorgen uns im Visitor Centre mit weiterem Informationsmaterial. Wir verlassen den Alaska Highway und fahren auf dem Tok Cutoff genannten Abschnitt des Glenn Highway in Richtung Anchorage und Valdez. Die Straße bietet keine überragenden landschaftlichen Höhepunkte, aber einen besonders einsamen Verlauf. Eindrucksvoll ist im Osten das Panorama der Wrangel Mountains, das den Tok Cutoff begleitet. Auch hier haben Witterung und Permafrost der Straße zu schaffen gemacht. Wird der Asphalt von der Sonne aufgeheizt, taut die gefrorene Erde darunter auf und bricht ein. So entstehen binnen kürzester Zeit tiefe Schlaglöcher, lange klaffende Risse und Bodendellen, die die Autos das Fliegen lernen. Kurz vor Slana verlassen wir den Highway und finden auf dem staatlichen Porcupine Creek Campground einen schönen Platz für die Nacht.

Freitag, 19.05.2017: Heute macht das schöne und sommerliche Wetter zum ersten Mal eine Pause. Der Tag begrüßt uns wolkenverhangen und mit leichtem Nieselregen. Die Straße führt weiterhin am Wrangell-St. Elias NP entlang, bietet aber aufgrund des Wetters nicht so schöne Ausblicke wie in den vergangenen Tagen. An der Gakona Junction mündet der Tok Cutoff in den Richardson Highway. Die Kreuzung mit dem Glenn Highway bei Glennallen lassen wir unbeachtet und fahren weiter in Richtung Valdez. Parallel zum Highway verläuft die 1977 fertiggestellte, 1.285 km lange Trans- Alaska-Pipeline, die in Prudhoe Bay am Polarmeer beginnt und in Valdez endet. Heute bringen 70 große Tanker pro Monat das Öl von Valdez zu den Raffinerien im Süden. Zu traurigem Weltruhm gelangte Valdez als 1989 der Öltanker "Exxon Valdez"  voll beladen auf ein Riff lief und den Prince William Sound mit 40 Millionen Litern Rohöl verseuchte. Wir fahren direkt auf die Gebirgskette der Chugach Mountains zu. Der Himmel klart etwas auf und die Fahrt über den 845 m hohen Thompson Pass ist landschaftlich wieder sehr reizvoll. Kurz vor der Passhöhe stoppen wir am Worthington Glacier. Leider ist der Weg vom Parkplatz zum Gletscher noch unter Schnee und Eis begraben, so dass wir uns mit einem Blick aus der Ferne begnügen müssen. Kurz vor Valdez führt die Straße in den Keystone Canyon, wo wir an den Horsetail Falls und den Bridal Veil Falls einen Stopp einlegen. In Valdez angekommen können wir beobachten, wie sich Angler vor ihren gewaltigen Heilbutt fotografieren lassen und die Fische dann professionell filetiert werden. Auch wir bannen die für unsere Verhältnisse riesigen Fische auf die Speicherkarten. Es fängt wieder an zu regnen und wir beziehen auf dem Bear Paw RV Park einen Platz für die nächsten beiden Nächte. Wir beginnen unseren Rundgang durch den knapp 4.000 Einwohner zählenden Ort mit Kaffe und Kuchen im Latte Dah Espresso, direkt hinter unserem Campingplatz. Bei Safeway kaufen wir noch etwas ein und scheitern beim Kauf einer Flasche Wein im benachbarten Liquor Store  daran, das ich meinen Ausweis nicht dabei habe. Unser Argument, dass dann Geli halt den Wein kauft zieht nicht, wir müssen den Wein auf morgen verschieben. Mit einem leckeren Filetsteak zum Abendessen entschädigen wir uns für das etwas trübe Wetter. Abends nutzen wir das WLAN des Campingplatzes für die Tagesschau und einen Film aus der ARD-Mediathek.

Samstag, 20.05.2017: Rund um Valdez  es an zahlreichen Stellen die Möglichkeit geben, Bären und Adler zu beobachten und so begeben wir uns gleich nach dem Frühstück auf Pirschfahrt. Wir beginnen mit einem Abstecher an die Küste, wo vor dem verheerenden Erdbeben von 1964 das ursprüngliche Valdez gestanden hat. Nach dem Beben mit einer Stärke von 9,2 und den anschließenden Flutwellen ist hier nicht viel übrig geblieben. Heute erinnern ein paar Tafeln und Gedenksteine an diese Katastrophe. Auf der Dayville Road fahren wir an der Südseite der Bucht von Valdez entlang bis zum Alaska-Pipeline-Terminal. Hier wird das Rohöl nach seiner Reise durch die Pipeline in die Tanker verladen. Leider können wir hier weder Adler noch Bären entdecken. Auf der Airport Road fahren wir bis zum Gletschersee des Valdez Glacier, den wir aus der Ferne bewundern können. Es klart jetzt immer mehr auf und die Sonne kommt wieder zum Vorschein. Wir stellen das Auto am Ende des Egan Drive ab und wandern ein Stück auf dem Shoup Bay Trail, bis wir die Bucht von Valdez erreichen. Ein Abstecher auf der Blueberry Hill Road entpuppt sich dann als wahrer Glücksfall: Eine Schwarzbärin mit drei Jungen grast ganz gemütlich auf einer Wiese und lässt sich von uns beobachten. Erst als ein zweites und drittes Auto anhalten verziehen sich die Bären wieder in den Wald - was für ein Erlebnis. Im Halibut House, einem alteingesessenen einfachen Lokal, essen wir leckere Garnelen und Heilbutt. Wir kaufen noch ein paar Sachen ein - diesmal klappt es auch mit dem Wein und fahren dann zum Campingplatz zurück. Wir haben gerade unsere Wäsche in die Laundry gebracht als sich zwei Weißkopfseeadler in einem Baum auf dem Platz niederlassen. Ein weiteres Geschenk für uns - die Kameras und Stative sind schnell zur Hand und eine unerwartete Fotosession beginnt. Nachdem die Wäsche fertig ist, machen wir uns zu Fuß auf den Weg und spazieren auf dem Boardwalk am North Harbor Drive entlang. Die Boote im Hafenbecken geben zusammen mit den schneebedeckten Bergen im Hintergrund spannende Motive ab. Plötzlich sehen wir zahlreiche Weißkopfseeadler auf und über dem Gelände des Bayside RV Parks. Der Platz ist schnell erreicht und wir können den letzten Teil der Adlerfütterung miterleben. Rund 20 Adler sitzen am Rand des Platzes oder kreisen über dem Gelände und bekommen Fische zugeworfen, die mit einer unglaublichen Eleganz aus der Luft mit den Fängen gegriffen werden. Viel zu schnell ist auch dieses Spektakel zu Ende, 22 Pfund Fisch haben den Besitzer gewechselt. Wir warten bis auch der letzte Adler abgeflogen ist, werfen unseren Obolus für den Fisch in die Spendenbox  und gehen dann zu unserem Auto zurück. Mit so einer Fülle an Tierbeobachtungen hatten wir nicht gerechnet - was für ein Tag. Auch heute Abend haben wir wieder Tagesschau und Film via Internet.

Sonntag, 21.05.2017: Schon in der Nacht fängt es wieder an zu regnen. Der "liquid sunshine", wie der Regen in Alaska auch genannt wird, bleibt uns leider den ganzen Tag erhalten. Wir gehen noch einmal zum Supermarkt um zwei neue Becher zu kaufen. Zwei unserer Gläser sind gestern mit den Porzellantassen kollidiert und haben verloren. Im Latte Dah Espresso holen wir noch zwei Zimtschnecken für heute Nachmittag. Nach ein paar Minuten ist der Fähranleger erreicht und wir reihen uns in die Schlange der wartenden Fahrzeuge ein. Mit wenigen Minuten Verspätung legt die MS Aurora ab. Wir ergattern Sitzplätze ganz vorne im Schiff und können so, vor dem Regen geschützt, die grandiose Kulisse genießen. Zweimal gehen wir an Oberdeck und machen vom überdachten Bereich einige Aufnahmen. Bei schönem Wetter müssen diese 95 Meilen durch den Prince William Sound ein sehr eindrucksvolles Erlebnis sein. Wir sehen mehrere Otter, Delphine und Seelöwen sowie einen Wal. Mittags essen wir einen leckeren Salmon-Burger und am Nachmittag genießen wir die köstlichen Zimtschnecken mit Kaffee und heißer Schokolade.  Etwas früher als geplant erreichen wir Whittier und können als erste das Schiff verlassen. Der Campground ist wohl noch saisonbedingt geschlossen und Whittier macht auch insgesamt keinen besonders einladenden Eindruck. So beschließen wir doch noch weiter zu fahren. Vor dem einspurigen Anton Anderson Tunnel, der viertelstündlich wechselnd von jeweils einer Seite zu befahren ist und auch noch der Eisenbahn dient, müssen wir noch kurz auf die Öffnung warten. Hinter dem Tunnel erreichen wir den Portage Glacier Lake und können einen Blick auf den Gletscher werfen. Für einen Fotostopp ist das Wetter allerdings zu schlecht. Wenige Kilometer weiter finden wir auf dem Williwaw Campground im Chugach National Forest dann einen Platz für die Nacht. Mit einer Gebühr von 18$ pro Nacht haben die staatlichen Campingplätze in Alaska ordentlich angezogen ohne die Leistung zu verbessern. Sofern sich das Wetter bis morgen gebessert hat, können wir noch einmal zum Gletscher zurückfahren. Trotz des trüben Wetters ist die Fahrt über den Prince William Sound sehr eindrucksvoll gewesen und hat uns zudem etliche Straßenkilometer erspart. Wir beenden den Tag mit einem Film, den ich vor dem Urlaub auf mein iPad geladen habe.

Montag, 22.05.2017: Während des Frühstücks hört es auf zu regnen und es klart zunehmend auf. Wir fahren noch einmal zum Portage Lake, dem verhältnismäßig kleinen, aber über 200 m tiefen Gletschersee des Portage Glacier zurück. Vor etwa 100 Jahren füllte er noch das gesamte Tal aus, in dem sich heute der See befindet. Jetzt hat er sich schon so weit zurückgezogen, dass er vom Aussichtspunkt aus nicht mehr zu sehen ist. Man kann ihn nur noch auf einer einstündigen Bootsfahrt erreichen, die unweit des Visitor Centre beginnt. Da das Visitor Centre noch geschlossen und die Fahrten wohl saisonbedingt noch nicht angeboten werden, bleibt uns nur der Blick über den See auf den Burns Glacier im Hintergrund. Wir fahren von hier aus auf den Seward Highway ehe wir 60 km nördlich von Seward auf den Sterling Highway in Richtung Homer abbiegen. In Soldotna kaufen wir noch etwas ein und fahren dann am Ufer des Kenai River entlang bis zur Mündung des Flusses an der Westküste der Kenai Halbinsel. Hier liegt Kenai, eine bereits 1791 unter dem Namen St. Nicholas von den Russen gegründete Stadt, die heute mit 7.600 Einwohnern die größte Siedlung auf der gleichnamigen Halbinsel ist. An der Kalifornsky Beach Road machen wir eine Mittagspause und genießen die Aussicht über das Cook Inlet auf die Gletscherkulisse der Alaska Range, die weiter im Süden in die Inselkette der Aleuten übergeht. Bei Kasilof trifft die Straße wieder auf den Sterling Highway und führt immer an der Küste des Cook Inlet entlang nach Süden. Viele Aussichtspunkte ermöglichen einen Blick über die Bucht auf die Gipfel des alaskanischen "Ring of Fire". Am Baycrest Hill eröffnet sich uns dann der Blick auf Homer, die Kachemak Bay und die Gebirgskette der Kenai Mountains. Das "Halibut Fishing Capital of the World", wie sich die kleine Hafenstadt selbst nennt, liegt in der grüngrauen Kachemak Bay, umrahmt von unzähligen Gletscher gekrönten Gipfeln. Der Sterling Highway endet in Homer auf dem so genannten Homer Spit, einer 8 km langen, schmalen Landzunge, die tief in die Bucht hineinreicht und die Besucher mitten hinein in die ganze Wasser-, Wald- und Gebirgspracht der Kachemak Bay führt. Am Ende des Spit, auf dem jeder freie Platz zum Campen genutzt wird, befindet sich ein ganzjährig eisfreier Hafen, der nicht nur von der Flotte der Alaska State Ferry, sondern auch von Kreuzfahrtschiffen und riesigen Fischtrawlern genutzt wird. Mit seinem Yachthafen und den auf Pfeilern ins Wasser montierten Boardwalks mit Läden, Restaurants und Bootscharterfirmen ist der Spit das touristische Zentrum von Homer. Hier findet auch das alljährliche Halibut-Festival statt, bei dem auf den größten während der Sommersaison gefangenen Heilbutt eine stattliche Prämie ausgesetzt wird. Mannshohe Heilbutt, mit weit über 100 kg Gewicht sind hier keine Seltenheit. Der Spit war von Beginn an Homers Markenzeichen und Lebensader und es brauchte nach dessen Zerstörung beim Erdbeben von 1964 sechs Jahre, sieben Millionen Dollar und Unmengen von Beton, um das Gelände wieder durch- gehend zu befestigen und darauf eine Straße anzulegen, die auch den stärksten Winterstürmen trotzt. Wir bummeln an den Pfahlbauten des Spit vorbei, trinken einen Kaffee und beziehen dann auf dem sehr gut ausgestatteten aber auch sehr teuren (73,10 $) Heritage RV Park eine Stellplatz direkt am Strand des Homer Spit. Wir kommen mit unserem Nachbarn ins Gespräch, der aus San Diego stammt und neben seinem Pick-Up-Camper eine zum Trike umgebaute Honda Goldwing dabei hat. Wir dürfen uns auf seine Maschine setzen und uns ein bisschen wie die Easy Rider fühlen. In der Kachemak Bay entdecken wir zwei Otter, die sich bei Annäherung aber sofort verziehen. Wir genießen den Ausblick unseres Luxus-Platzes und die Abendsonne, die direkt in unser "Wohnzimmer" scheint. Auch heute können wir wieder die Tagesschau und einen Film aus der Mediathek über WLAN ansehen. Bevor wir ins Bett gehen, werfen wir noch einen Blick über die Bucht auf die Kenai Mountains, die jetzt im Licht der tief stehenden Sonne besonders schön aussehen.

Dienstag, 23.05.2017: Schon beim Frühstück können wir wieder Weißkopfseeadler beobachten. Bei herrlichem Wetter gepaart mit eiskaltem Wind, machen wir uns auf den Weg. Unser erstes Ziel ist der Laden von Nomar, einem lokalen Herstellen von Outdoor-Produkten. Es gibt ganz interessante Taschen aber ansonsten ist nichts für uns dabei. Wir nutzen das schöne Wetter und fahren zum Skyline Drive oberhalb der Stadt. Hier gibt es einen Aussichtspunkt mit einem phantastischen Blick auf die Kachemak Bay mit dem Homer Spit, die Kenai Mountains mit ihren Gletschern auf der anderen Seite der Bucht, sowie auf das Cook Inlet und die etwa 200 km entfernten schneebedeckten Berge des Katmai NP. Während der Fahrt auf dem Sterling Highway haben wir die aktiven Vulkane Mt. Redoubt (3.108 m) und Mt. Iliamna (3.066 m) auf der anderen Seite des Cook Inlet immer im Blick. Am Straßenrand entdecken wir kurz nacheinander zudem auch noch zwei Elche. Während sich der erste sofort aus dem Staub macht als wir anhalten, hat de r zweite mehr Geduld und lässt sich fotografieren und filmen. In Soldotna tanken wir und biegen nach einer Mittagspause auf den Seward Highway ab. Hier wird die Landschaft wieder eindrucksvoller und wir fahren direkt auf schneebedeckte Berge zu. Die Stichstraße zum Exit Glacier führt uns dann in den Kenai Fjords NP hinein. Schon die Fahrt entlang des Resurrection River bietet herrliche Ausblicke auf den Gletscher und die ihn umgebenden Gipfel. Der zum Harding Icefield gehörende Exit Glacier ist der am leichtesten zugängliche Gletscher im Park. Vom Parkplatz führen ein asphaltierter Hauptweg und ein geschotterter Waldweg, die sich zu einem kleinen Rundweg kombinieren lassen, bis zu einer Aussichtsstelle. Erschreckend sind die Tafeln am Wegesrand, die dokumentieren, wie schnell sich der Gletscher zurückzieht. Die kleine Hafenstadt Seward ist nicht nur der Endpunkt des gleichnamigen Highways, sondern auch Endstation der Alaska Railway und ein bedeutender Fischereihafen. Seward liegt wunderschön zwischen hohen Bergen an der Resurrection Bay und ist das Tor zur unberührten Wildnis des Kenai Fjords NP. Vor dem Ausbau des Straßensystems hatte Seward den Beinamen "Gateway to Alaska", denn von hier aus erschloss die Eisenbahn die Wildnis im Landesinneren. Sewards perfekte Lage als Tür zum Hinterland hatten vor der Alaska Railroad schon die Russen erkannt: 1791 diente die Resurrection Bay dem damaligen Gouverneur von Russisch-Amerika, Alexander Baranof, als Schutzhafen vor einem Sturm. Da er dort am Ostersonntag, dem Tag der Auferstehung, ankerte, gab er der Bucht diesen Namen. Zwei Jahre später gründete er hier eine Siedlung und schlug für 27 Jahre sein Hauptquartier in der Resurrection Bay auf. Die Stadt selbst verdankt ihren Namen dem amerikanischen Außenminister William H. Seward, der 1867 den Ankauf des damaligen Russisch-Amerika zum Abschluss brachte. Wir suchen als erstes das Visitor Center des Nationalparks auf und bekommen von einer netten Rangerin, die mal in Sierksdorf gelebt hat, noch Informationsmaterial obwohl das Visitor Center eigentlich schon geschlossen hat. Auch bei Major Marine Tours erkundigen wir uns nach der Wettervorhersage für morgen: Es soll regnen und schneien - kaum zu glauben bei dem herrlichen Wetter heute. Auf dem städtischen Resurrection Campground bekommen wir einen Stellplatz direkt an der Bucht. Nach dem Abendessen spazieren wir an der Resurrection Bay entlang und entdecken zwei Otter, die wir eine ganze Zeit lang beobachten können. Es gibt hier sogar ein WLAN, das zum Lesen und Versenden von Mails und zum Laden der Zeitung nutzen.

Mittwoch, 24.05.2017: Schon in der Nacht fängt es an zu regnen und am Morgen ist von dem herrlichen Panorama nichts mehr zu sehen. Wir beschließen einen Tag abzuwarten und die Fahrt in den Kenai Fjords NP morgen zu machen, sofern das Wetter sich gebessert hat. Es wäre doch schlau gewesen direkt nach Seward zu fahren und nicht erst nach Homer, dann hätten wir den Park bei herrlichem Wetter erleben können. Wir gehen noch einmal zum Visitor Center des Nationalparks und sehen uns den sehr gut gemachten Film über den Park an. Bei einem weiteren Gespräch mit der netten Rangerin stellt sich heraus, dass ihr Mann im Hansapark im Aquarium gearbeitet hat und später auch noch im Heidepark in Soltau. Der Kenai Fjords NP ist mit 2.700 km2 der kleinste Nationalpark Alaskas. Der unerschlossene Park auf der sehr niederschlagsreichen, von Fjorden und Buchten zerklüfteten Ostseite der Kenai-Halbinsel umfasst einen Teil der südlichen Kenai Mountains mit der eisigen Wildnis des Harding Icefield, unzähligen Flüssen, Seen und Wasserfällen, namenlosen Canyons und der Küste vorgelagerten Inseln. Die fast 1.800 km2 große und bis zu 1.500 m dicke Eisfläche des Harding Icefield bildet das Herz des Parks. Von ihr zehren über 30 Gletscher, von denen acht zur Küste hin abfließen. Das Eisfeld ist ein Relikt der mächtigen Eisdecke, die während der letzten Eiszeit weite Teile Alaskas bedeckte. Frühere Gletscher haben die Fjorde von Kenai ausgeräumt und Lebensraum für Scharen von Meerestieren geschaffen. Etwa 20 Arten von Seevögeln nisten längs der Felsküste und 23 Arten von Säugetieren bevölkern das Meer, die Küste und das Gebirge. Wir schlendern am Hafen entlang und sehen uns die Angebote in den verschiedenen Souvenirläden an. Nachdem wir unsere Vorräte ergänzt haben fahren wir zu einer Schlittenhundezucht, die auch Touren anbietet. Hier scheint es allerdings nur um die Touren zu gehen, ein reine "Besichtigung" der Hunde ist wohl nicht vorgesehen. Auf der Lowel Point Road fahren wir südlich von Seward am Ufer der Resurrection Bay entlang bis die Piste an einem Campingplatz endet. Zurück auf dem Resurrection Campground machen wir eine Mittagspause und lesen ein bisschen. Am Nachmittag gehen wir in voller Regenmontur in die "Altstadt" von Seward. In einem Café trocknen wir bei einem Café Latte ein wenig ab, ehe wir unseren Bummel fortsetzen. Auf dem Rückweg zum Camper lässt der Regen allmählich etwas nach, was für  morgen hoffen lässt. Nach dem Abendessen gehen wir noch einmal an die Bucht und können drei Otter und zwei Robben beobachten. Leider ist das WLAN heute zusammengebrochen, so dass keine Verbindung zur Außenwelt möglich ist. Wir beenden den Tag mit einem auf dem iPad gespeicherten Film. Am Abend kommt die Sonne noch einmal kurz zum Vorschein und taucht die Berge in ein magisches Licht. Aus dem Fenster machen wir noch ein paar Aufnahmen.

Donnerstag, 25.05.2017: Das Warten hat sich gelohnt! Über Nacht haben sich Regen und Wolken verzogen und wir werden mit Sonnenschein begrüßt. Nachdem wir den Camper entsorgt haben, buchen wir bei Major Marine Tours eine sechsstündige Tour in den Kenai Fjords NP. Als wir mitbekommen, dass es für "Wiederholungstäter" einen Rabatt von 20% gibt, fragt Geli, ob das auch für eine Tour vor 21 Jahren gilt. Tatsächlich bekommen wir den Rabatt und sparen so über 60$. Die Zeit bis zur Abfahrt nutzen wir dazu den Camper vom Dreck der letzten Tage zu befreien und noch ein paar Dinge einzukaufen. Als wir um 11.30 Uhr an Bord der "Spirit of Adventure" Seward verlassen haben wir strahlend blauen Himmel und allerbeste Sicht. Fast noch im Hafen von Seward sehen wir drei Seeotter und am Caines Head, ebenfalls noch in der Resurrection Bay können wir eine Mountain Goat mit einem Jungtier entdecken. Als wir das Callisto Head umrundet haben passieren wir in einiger Entfernung den gewaltigen Bear Glacier und können zwei Finnwale, mehrere Orcas (Killerwale) und einen Buckelwal beobachten. Am Aialik Cape fahren wir an einer Gruppe von Stellers Seelöwen vorbei, die wir uns auf dem Rückweg noch aus der Nähe ansehen. Hier biegen wir in die Aialik Bay, den meist besuchten Fjord des Parks ein. Diesmal fahren wir am Holgate Arm der Aialik Bay vorbei bis an den Aialik Glacier heran. Auf einer Breite von fast zwei Kilometern bildet diese riesige Wand aus Eis das Ende der Aialik Bay. Wir können erleben, wie der Gletscher kalbt. Gewaltige Eismassen brechen ohne Vorwarnung von der riesigen Gletscherwand ab und stürzen krachend ins Meer. Man hört richtig, wie der Gletscher arbeitet und sich knirschend und ächzend über den steinigen Untergrund schiebt. Wir können weitere Mountain Goats und einige Seehunde beobachten. Während des Aufenthaltes in der Aialik Bay gibt es an Bord ein Lachs- und Prime Rib-Buffet. Kaum haben wir die Bucht wieder verlassen gibt es einen kurzen Schauer und das Wasser in der Bucht von Alaska wird etwas rauer. Nachdem diese Fahrt uns wirklich alles an Tierbeobachtungen geboten hat, sorgt das abschließende Dessert-Buffet auch noch für unser leibliches Wohl. Bei der Einfahrt nach Seward bietet sich noch einmal ein schöner Blick über das Panorama der Resurrection Bay mit dem Godwin Glacier. Aufgrund unseres Wetterglücks, der fachkundigen Informationen der begleitenden Parkrangerin, den zahlreichen Tieren und letztlich auch der hervorragenden Verpflegung ist diese Fahrt ein voller Erfolg und ihren, nicht ganz günstigen Preis auch wert. Wir fahren zurück zum Resurrection Campground und buchen uns für eine weitere Nacht einen Stellplatz. Abends gibt es wieder einen Film aus der Mediathek, da das WLAN wieder funktioniert.

Freitag, 26.05.2017: Nach drei Tagen verlassen wir Seward. Noch vor der Kreuzung mit dem Sterling Highway halten wir an einem Aussichtspunkt mit einem kleinen Steg. Die schneebedeckten Gipfel spiegeln sich hier in einem kleinen See voller Seerosen. Bei einem Knife-Maker sehen wir und die wunderschön gearbeiteten Messer an und kommen mit dem Hersteller ins Gespräch. Etwas weiter passierten wir den Ort Portage am äußersten Ostende des Turnagain Arm, der beim Erdbeben 1964 vollkommen zerstört wurde. In dieser Meeressackgasse musste Captain Cook 1778 auf seiner Suche nach der Nordwest-Passage zwischen Pazifik und Atlantik enttäuscht wieder umkehren, woher die tief ins Landesinnere hineinreichende Bucht ihren Namen hat. Die gut ausgebaute Straße verläuft immer am Turnagain Arm des Cook Inlet entlang. Ein kleiner Abstecher führt uns in der Nähe von Girdwood zur Talstation der Alyeska Tram, einer Gondelbahn auf den Mt. Alyeska. Auf dem Parkplatz machen wir eine Mittagspause und erkundigen uns dann nach den Preisen für die vierminütige Auffahrt. Für einen kurzen Rundblick von der Bergstation aus sind uns die 29$ pro Person zu viel und wir fahren weiter. Am Bird Point führt ein kurzer Weg vom Parkplatz in die Landschaft am Ufer des Turnagain Arm und bietet schöne Ausblicke über die Bucht und die gegenüberliegenden Berge. Am Windy Point können wir eine Gruppe von Mountain Goats in den Felsen beobachten. Der Aussichtspunkt Beluga Point bietet noch einmal einen weiten Blick über den Turnagain Arm. Mit etwas Glück kann man hier Beluga-Wale beobachten, die den Lachszügen in die Bucht folgen. Wir haben gerade Ebbe und die Lachse ziehen auch noch nicht - damit gibt es auch keine Beluga-Wale zu sehen. Ohne weiteren Stopp fahren wir nach Anchorage, Alaskas größte Stadt, wo mit knapp 300.000 Einwohnern fast die halbe Bevölkerung Alaskas lebt. Die Stadt liegt am Ende des tief ins Land hineinreichenden Cook Inlet und wird im Nordwesten und Südosten von dessen Ausläufern, dem Knik und Turnagain Arm, umschlossen. Die Gründung von Anchorage im Jahre 1915 geht ausnahmsweise nicht auf fündig gewordene Goldsucher zurück sondern auf die Alaska Railroad. Sie ließ an der Mündung des Ship Creek ins Cook Inlet zunächst ein Bauarbeitercamp errichten und verlegte später ihr Hauptquartier von Seward dorthin. Danach profitierte Anchorage sowohl von der landwirtschaftlichen Erschließung des Matanuska Valley als auch von Ölfunden im Cook Inlet und in den 1970er Jahren vom Bau der Alaska Pipeline. Mittlerweile gehört Anchorage zu den am schnellsten wachsenden Städten der USA und ist das ökonomische und kommerzielle Zentrum Alaskas. Rein optisch hat die Stadt nicht viel zu bieten und unterscheidet sich kaum von jeder beliebigen amerikanischen Stadt dieser Größe. Wir sichern uns auf dem Ship Creek RV Park einen Stellplatz für die Nacht und machen uns dann zu Fuß auf den Weg in die Stadt. Erste Blickfänge sind ein Totempfahl mit schön geschnitzten Tieren und ein lebensgroße Plüschbären. Das Log Cabin Visitor Center, eine stämmige Blockhütte, die sich wie eine Kopie aus alten Trapperzeiten in der 4th Avenue zwischen die moderneren Gebäude duckt, ist mit seinem dicht bewachsenen Grasdach das schönste Gebäude in Anchorage. Wir besuchen die Oomingmak Musk Ox Producers  Co-operative, wo handgefertigte Produkte aus Qiviut angeboten werden. Qiviut heißt das feine Flies, das die zotteligen Moschusochsen die arktischen Winter hindurch warm hält. In der Sprache der Inuit heißt Qiviut so viel wie "Unterwolle" und bezeichnet eines der seltensten, feinsten und wärmsten natürlichen Gewebe der Welt. Es ist federleicht, verliert beim Waschen nicht die Form und hält achtmal wärmer als Schafwolle; es wird weder chemisch behandelt noch gefärbt. Im Frühjahr verlieren die Moschusochsen oder Oomingmak, die Bärtigen, wie die Inuit sie nennen, ihr Qiviut. Bis zu 3 kg pro Tier werden auf Farmen ausgekämmt oder in der Wildnis gesammelt, gesponnen und von Inuit-Frauen in weit auseinander liegenden Dörfern im hohen Norden Alaskas in Handarbeit zu den wärmenden Accessoires verarbeitet. Als Unterstützung der Eingeborenen war das Projekt gedacht und ist heute eine Kooperative, die über 200 Familien in der Arktis das Einkommen sichert. In der Aurora Fine Arts Gallery sehen wir uns die angebotenen Kunstwerke an und gehen dann in die Anchorage 5th Avenue Mall. Im Apple Store kaufe ich mir ein iPhone 7 und kann es dort auch gleich aktivieren. Nach einem Bummel durch die Mall essen wir im Food Court bei einem hawaiianischen Grill sehr lecker zu Abend. Nach vier Stunden sind wir wieder auf dem Campingplatz und von der Stadt genauso wenig angetan wie bei unserem Besuch vor 21 Jahren.

Samstag, 27.05.2017: Vor dem Frühstück bestücken wir eine Waschmaschine und können die Wäsche hinterher auch gleich in den Trockner umladen. Bis wir soweit fertig sind, ist auch die Wäsche trocken und wir machen uns auf den Weg. Die nette Rangerin im Kenai Fjords NP hat uns den Besuch des Alaska Native Heritage Center empfohlen, wo die Kultur und Geschichte von fünf Volksgruppen der Ureinwohner Alaskas präsentiert wird. Das Center befindet am Stadtrand von Anchorage und ist knapp 50$ für uns beide nicht ganz billig. Es gibt Tanz- und Sportvorführungen und zahlreiche themenspezifische Filme. Auf einem Freigelände sind Nachbildungen von typischen Häusern und Einrichtungsgegenständen der vertretenen Volksgruppen zu besichtigen. Uns erscheint das Ganze etwas lieblos und halbherzig präsentiert und wir sind etwas enttäuscht. Auf dem Rückweg zum Highway entdecken wir einen Elch am Straßenrand, den wir eine Zeit lang beobachten können. Damit hat sich dieser Ausflug letztendlich doch noch gelohnt. In einem Shopping Center in Nähe versuchen wir Lebensmittel einzukaufen und landen bei einem Sams Club, wo wir zwar viel probieren dürfen, es aber nur riesige Mengen für Großabnehmer zu kaufen gibt. So verlassen wir Anchorage in nördlicher Richtung und kaufen in Eagle River noch etwas ein und tanken den Camper voll. Ein kurzer Abstecher bringt uns zum Eklutna Village Historical Park, in dem das Erbe und die Tradition der Tanaina-Indianer, Angehörige der Athabaskan-Ureinwohner, gepflegt wird. Tausende von ihnen lebten in früheren Zeiten in der fruchtbaren Region rund um den Knik Arm des Cook Inlet. Die Siedlung geht auf das Jahr 1650 zurück und liegt am Schnittpunkt mehrerer Indianer-Trails. Die ersten Weißen, die hierher kamen, waren 1741 der Forscher Vitus Bering und Ende des 18.Jahrhunderts Captain James Cook, später folgten russische Missionare und brachten ihre Religion und westliche Einflüsse nach Eklutna. Im Heritage House des Parks sind historische Aufnahmen vom Leben der Ureinwohner Alaskas und kunstvolle Produkte der heutigen Nachkommen zu sehen. Neben den beiden russisch-orthodoxen Kirchen mit ihren zahlreichen Ikonen ist der indianische Friedhof mit seinen "Spirit Houses" von besonderem Interesse. Die bunt bemalten Häuschen sind als Wohnstätte für die Geister der Verstorbenen gedacht. Fü r einen kurzen Fotostopp sind uns die 5$ Eintritt pro Person doch etwas zu happig und wir begnügen uns mit einem Blick von außen auf den Friedhof und die Kirchen. Kurz vor Palmer biegen wir auf den 576 km langen George Parks Highway ab, der erst seit 1971 existiert und die beiden größten Städte Alaskas, Anchorage und Fairbanks miteinander verbindet. In Willow kaufen wir noch eine Flasche Wein von unserer Lieblingssorte Pink Moscato von Barefoot. Diesmal brauchen wir keinen Ausweis vorzulegen. Die Talkeetna Spur Road bringt uns nach etwa 20 km in das 800-Einwohner-Dorf Talkeetna. Von hier aus werden die Bergsteiger, die den Mt. McKinley bezwingen wollen in das Basislager auf dem Gletscher geflogen. Der Ort hat sich noch etwas von dem Charakter einer Pioniersiedlung im Busch bewahrt. Da heute das lange Memorial-Day-Weekend beginnt ist es hier völlig überlaufen. Der Camper Park ist ausgebucht und auf dem einfachen Alaska RV Park bekommen wir nur noch einen Platz im "Overflow", d.h. auf dem Parkplatz der Boat Ramp. Heute ist unsere erste Gasflasche leer und nach dem Umschalten auf die zweite funktioniert unser Boiler nicht mehr. Auf den ersten Blick lässt sich nichts feststellen und vielleicht startet er auch nur nicht wieder, weil das Wasser noch heiß ist - wir werden sehen. Nach dem Abendessen machen wir uns zu Fuß auf den Weg in den Ort, der aufgrund der zahlreichen Besucher aus allen Nähten zu platzen scheint. Trotz der vielen Menschen hat das Dorf wirklich einen besonderen Charme.

Sonntag, 28.05.2017: Auch heute Morgen versagt der Warmwasserbereiter seinen Dienst und wir müssen auf den Teekessel zurückgreifen. Nach dem Frühstück machen wir eine weitere Inspektion, ziehen die Kabel und prüfen die Sicherung, es schein alles OK zu sein. So müssen wir das Problem wohl in Fairbanks von einem Fachmann lösen lassen. Wir fahren zurück zum Parks Highway und biegen bei Trapper Creek auf die Petersville Road ab. An verschiedenen Stellen bieten sich herrliche Ausblicke auf die Alaska Range, wenn sich die Gipfel nicht wie heute unter Wolken verbergen. Entlang der Straße stehen viele Camper, die mit Ihren Quads und ATVs ins Hinterland fahren. Ebenfalls noch in Trapper Creek sehen wir uns Wal Mike's, einer sehr eigentümliche Trading Post an. Im Denali State Park, der sich an die Südostecke des gleichnamigen Nationalparks anschließt und von der Straße auf 60 km Länge durchquert wird, bieten mehrere Aussichtspunkte einen phantastischen Blick auf die Denali Range mit dem alles überragenden Mount McKinley, dem mit 6.194 m höchsten Berg Nordamerikas. Wir haben heute leider nicht das Glück, den von den Athabaskan-Indianern "Denali" genannten Bergriesen, der über 200 Tage im Jahr unter einer Wolkenschicht verborgen liegt, in voller Größe sehen zu können. Der athabaskische Name bedeutet etwa so viel wie "der Große" oder "der Hohe", eine sehr treffende Bezeichnung für das Dach des Kontinents. Bei der Gründung des Nationalparks 1917 wurde zunächst ebenfalls der Name des früheren US-Präsidenten William McKinley gewählt. Erst seit 1980 trägt der Park den ursprünglichen indianischen Namen, der sich auch für den Berg immer mehr durchsetzt. Wir sichern uns im Wilderness Access Center des Denali NP Bustickets für den Shuttle-Bus morgen früh 08.30 Uhr und ebenfalls für morgen einen Stellplatz auf dem Riley Creek Campground am Parkeingang. Alle Campingplätze im Park sind für heute bereits ausgebucht. Außerhalb des Parks finden wir auf dem Denali RV Park einen Platz für die Nacht und fahren dann noch einmal in der Nationalpark zurück. Der Denali NP ist mit 24.394 km2 größer als der Staat Massachusetts und seine Hauptattraktion, der Mount McKinley liegt nur 300 km südlich des Polarkreises. Der Bergriese gehört zur nahezu 1.000 km langen Alaska-Range, jener Gebirgskette, die die Südgrenze des Parks bildet und hier auch ihre höchsten Erhebungen aufweist. Die Nordhälfte des Parks besteht aus herber, hügeliger Tundra, durch die in breiten Flussbetten weit verzweigte Gletscherströme fließen. In den knapp 100 Sommertagen wachsen, blühen und reifen hier 425 verschiedene, farbenprächtige Wildblumenarten. Dies und die außerordentlich reiche und interessante Tierwelt und die ausgezeichneten Möglichkeiten, zahlreiche keineswegs alltägliche Tiere aus nächster Nähe beobachten zu können, machen die Beliebtheit dieses subarktischen Nationalparks aus. Vom Dall-Schaf zum Karibu und vom Erdhörnchen bis zum Grizzly ist alles vertreten und oft auch von der Straße aus zu sehen. Die Parkstraße, eine etwa 140 km lange, größtenteils unbefestigte Stichstraße, führt parallel zur Alaska-Range bis etwa in die Parkmitte. Dieser einzige Zugang zum Park ist für den privaten Autoverkehr weitestgehend gesperrt und man kann in den Sommermonaten nur mit den von der Parkverwaltung unterhaltenen Shuttle-Bussen in den Park gelangen. Diese Maßnahme dient in erster Linie dem Schutz und der Erhaltung der Natürlichkeit des Parks. Die Besuchermassen, die in den Sommermonaten regelmäßig für ausgebuchte Bus- und Campingplätze sorgen, würden auf der schmalen Parkstraße ein Verkehrschaos auslösen und über kurz oder lang die Natur zerstören. So muss man zwar für die Fahrt auf der Parkstraße bis zum Wonder Lake und zurück einen Fahrpreis von 46,75 Dollar pro Person und eine elfstündige Fahrt, inklusive Wildbeobachtungen, in einem wenig bequemen Bus in Kauf nehmen, aber die Erhaltung dieser einzigartigen Naturlandschaft sollte einem diese Mühe wert sein. Da der Park zurzeit nur bis Toklat River geöffnet ist, zahlen wir "nur" 26,50 Dollar für den Shuttle. Die ersten 15 Meilen bis Savage River sind für den Individualverkehr freigegeben und wir nutzen diese Möglichkeit für eine erste Pirschfahrt. Und wir haben tatsächlich Glück und können drei Elche beobachten. Am Savage River sehen wir dann noch Dall Sheep in den Hängen, die allerdings für ein Foto zu weit weg sind. Wir fahren zurück zu unserem Campingplatz und gehen etwas zeitiger schlafen, da wir morgen früh raus müssen.

Montag, 29.05.2017: Um 05:00 Uhr geht der Wecker. Wir sind schneller fertig als gedacht und sehr zeitig am Wilderness Access Center. Die Busfahrt beginnt pünktlich um 08:30 Uhr inmitten von Fichtenwald oder "Taiga" - dem russischen Wort für "Land der kleinen Hölzer". Bald verlässt die Straße die Taiga und steigt zu den baumlosen Höhen der Tundra auf. Die Straße folgt in Windungen der Primrose Ridge, bevor sie zu einer feuchten Niederung hin abfällt, wo Fichten stehen, die sich wahllos in verschiedene Richtungen neigen. Dieser "drunken forest" ist eine Folge des Permafrostbodens. In den Sommerwochen taut der Boden in unterschiedlicher Tiefe auf und manchmal geraten ganze Erdschichten auf einer darunter liegenden Eisfläche ins Rutschen, was das Kippen der Bäume verursacht. Hier kann man sehr häufig Elche beobachten, denn sie mögen Fichtenwälder und die hier ebenfalls wachsenden Weiden sind ihre Lieblingsspeise. Dann schiebt sich die Straße zwischen den Igloo und Cathedral Mountains durch, wo die Weidegründe der Dall-Schafe, der einzigen weißen Wildschafe der Welt liegen. Am Sable Pass, einem Gebiet mit besonders reichem Tierbestand, wurde das Terrain rechts und links der Straße für Wanderer gesperrt. Hier ist Grizzly- Land und die Chancen diese majestätischen Tiere vom Bus aus beobachten zu können sind sehr gut. Etwas weiter steigt die Straße steil zum Polychrome Pass an und bietet einen fabelhaften Blick auf die Alaska Range und die weite, einsame Tundra der Plains of Murie. Der Toklat River hat eine eigene Geschichte, denn in der Nähe der heutigen Brücke baute sich der Naturforscher Charles Sheldon eine Blockhütte, in der er 1907/08 überwinterte. Die Landschaft nahm ihn derart gefangen, dass er nach seiner Rückkehr in den Osten 9 Jahre lang für die Einrichtung des ersten Nationalparks Alaskas kämpfte - mit Erfolg. Hier ist für uns die Fahrt nach 85,4 km zu Ende. Die Strasse wird am 01.06. bis zum Eielson Visitor Center (106,1 km) und am 08.06. bis Wonder Lake (135,9 km) bzw. Kantishna (148,4 km) geöffnet. Für den Denali NP sind wir tatsächlich noch etwas zu früh im Jahr unterwegs. Das Wetter ist heute viel besser als vorhergesagt. Statt Regen haben wir leicht bewölkten Himmel und Sonnenschein. Wir ergattern die Sitzplätze mit der größten Beinfreiheit im Bus und können so sehr bequem sitzen. Die Sicht auf die Alaska Range ist sehr beeindruckend und das obwohl sich die höchsten Gipfel wie der Mt. McKinley oder besser Mt. Denali unter einer Wolkendecke verstecken. Schon nach wenigen Minuten sehen wir die ersten Elche, darunter einen kapitalen Bullen und wenig später Karibus, Dall-Schafe und Ptarmigans. Ein Murmeltier sitzt direkt neben der Straße und weitere Elche, Karibus und Dall-Schafe säumten die Strecke. Einen ersten Stopp machen wir am Teklanika River, wo wir die Aussicht genießen und die Toiletten aufsuchen können. Einen kurzen Fotostopp gibt es am Polychrome Overlook und eine längere Pause Toklat River. Kurz bevor wir diesen Rastplatz erreichen überquert eine Gruppe von Dall-Schafen die Straße und wir können diese scheuen Tiere aus der Nähe beobachten. Toklat River ist auch unsere Endstation. Auf dem Rückweg sehen wir am Sable Pass einen Grizzly, der direkt auf der Straße läuft und den Straßenrand  nach etwas essbarem absucht. Er lässt sich von den Bussen nicht stören und aus nächster Nähe beobachten. Hier war das Tele schon überdimensioniert und ich konnte nur Portraits-Aufnahmen machen. Bärenbegegnungen hätten wir gerne noch weitere gehabt, aber ansonsten ist der Tierreichtum des Parks wirklich sehr beeindruckend. Kurz vor dem Ende unserer Tour sehen wir noch eine Elchkuh mit einem Kalb. Die Landschaft ist wirklich überwältigend und in Verbindung mit den Tierbeobachtungen wird der Parkbesuch zu einem einmaligen Erlebnis. Das Erlebte lässt uns auch eine wenig den Charakter des Massentourismus vergessen, den diese Art des Parkbesuches hat, auch wenn es dem Naturschutz dient. Individualverkehr ist auf jeden Fall keine Alternative. Dafür ist die Infrastruktur nicht vorhanden und sollte im Sinne des Wildnis-Parks auch nicht geschaffen werden. Wir kommen nach gut 6 Stunden wieder am Wilderness Access Center an. Hier stärken wir uns mit einem Café Latte und sehen uns den Film über den Park an. Auf eigene Faust fahren wir dann noch einmal in den Park und besuchen die Schlittenhunde im Sled Dog Kennel. In den langen Wintermonaten werden diese Hunde von den Rangern für Patrouillenfahrten in den verschneiten Park eingesetzt. Der Park unterhält eine richtige Zucht dieser Tiere, die von klein an für die Arbeit vor dem Schlitten trainiert werden und nur an Hundeschlittenführer, nicht als Haustiere verkauft werden. Wir stellen den Camper am Mountain Vista Trail ab. Der kurze Rundweg bietet schöne Ausblicke auf die Alaska Range. Auf dem Rückweg sehen wir noch einen weiteren Elch und suchen uns dann auf dem Riley Creek Campground einen Stellplatz. Abends klart es vollständig auf und die Sonne scheint vom blauen Himmel - hoffentlich hält das bis morgen!

Dienstag, 30.05.2017: Der Morgen begrüßt uns mit Regen und Temperaturen von knapp über Null Grad. Nachdem entsorgt haben fahren wir trotzdem noch einmal in den Park hinein. Wir entdecken wieder einen Elch. Im Park, der etwas höher liegt als der Campingplatz, kommt der Regen als Schnee runter und hat die Bäume am Straßenrand schon mit einer weißen Schicht überzogen. Optisch ist das natürlich sehr schön, aber uns wäre blauer Himmel mit Blick auf den Mt. Denali lieber gewesen. Am Savage River, wo wir eigentlich auf dem Savage River Loop wandern wollten, machen wir kehrt. Die Wanderung fällt dem schlechten Wetter zum Opfer. Auf dem Rückweg stehen plötzlich zwei Wölfe auf der Straße. Leider verschwinden sie sehr schnell im dichten Unterholz und kommen auch nicht mehr zum Vorschein. Auf dem George Parks Highway fahren wir in Richtung Fairbanks weiter. Kurz vor der Stadt biegen wir zum Ester Gold Camp Historic District ab. Bei unserem Besuch vor 21 Jahren konnten wir hier ein altes Goldsucher-Camp besuchen und auf einem angegliederten Campingplatz übernachten. Heute sind die Gebäude dem Verfall preisgegeben und von dem ehemaligen Touristenziel ist nichts mehr vorhanden - schade. Wir nutzen die neue Tankstelle am Highway zum Auftanken und Befüllen unserer leeren Gasflasche. Nach wenigen Kilometern ist Fairbanks, die knapp 33.000 Einwohnern zweitgrößte Stadt Alaskas erreicht. Wir ergänzen unsere Vorräte und rufen vom Parkplatz des Supermarktes aus bei Canadream an und schildern unser Problem mit dem Warmwasserboiler. Schließlich werden wir mit dem Vermieter aus Whitehorse verbunden. Seine "Erste Hilfe Maßnahmen" fruchten leider nicht und er schickt uns zu einem Repair-Shop. An der angegeben Adresse ist jedoch kein solcher Laden mehr vorhanden. Wir telefonieren ein zweites Mal und diesmal klappt es. Die Werkstatt weiß bereits Bescheid und der Mechaniker identifiziert das Steuergerät als Ursache des Problems. Ein entsprechendes Ersatzteil ist zum Glück vorhanden und so ist nach einer halben Stunde alles wieder OK. Die Rechnung von über 300$ wird direkt vom Vermieter beglichen - ein wirklich toller Service von Canadream. Die Geschichte von Fairbanks begann vor nicht einmal 100 Jahren. 1901 entstand ein Handelsposten und nur ein Jahr später wurde in der Nähe der neuen Siedlung Gold entdeckt und 1903 wurde der Ort nach dem damaligen Senator von Indiana Charles Fairbanks benannt. Durch den kleinen Goldrausch stieg die Bevölkerungszahl in Fairbanks sehr schnell an, ging aber ebenso schnell wieder zurück, als die Claims ausgebeutet waren. Doch die günstige Lage als Tor zum Hinterland sorgte bald für neue Impulse und mit der weiteren Besiedlung Alaskas entwickelte sich Fairbanks zur Versorgungs- und Verwaltungshauptstadt für die zentralen und nördlichen Regionen. Straßenbau und Militärpräsenz im Zweiten Weltkrieg und der Bau der Alaska Pipeline in den 1970er Jahren führten zu einem weiteren starken Bevölkerungsanstieg. Wir wollen uns die Gold Dredge No. 8 etwas außerhalb der Stadt ansehen. Diese riesigen Schwimmbagger mit integrierter Goldwaschanlage dienten der industriellen Goldförderung. Leider ist die Gold Dredge No. 8 nur mit einer Führung zu besichtigen, die erst morgen wieder stattfinden wird. Vom Parkplatz aus ist der Bagger noch nicht einmal zu sehen. Auf dem Weg dorthin kommen wir direkt an der Trans-Alaska-Pipeline vorbei und können uns die beeindruckende Öl-Leitung aus der Nähe ansehen. Auf dem River's Edge RV Park finden wir direkt am Chena River einen Platz für die Nacht. Unser Nachbar ist Trikefahrer aus San Diego, den wir auf dem Homer Spit kennengelernt haben. Wir gehen ein Stück am Chena River entlang und sehen uns einen Raddampfer an.

Mittwoch, 31.05.2017: Der Tag begrüßt uns mit Sonnenschein und strahlend blauem Himmel. Wir erreichen heute Temperaturen von über 20 Grad und das, nachdem wir gestern im Denali noch Schnee hatten. Wir wollen uns und Raddampfer "Discovery" ansehen, mit dem Touren auf dem Chena und Tanana River unternommen werden. Der ist aber gerade unterwegs und nur die kleinere "Discovery   II" liegt am Pier. Von hier aus fahren wir in die Innenstadt von Fairbanks und stellen den Camper am Griffin Park ab. Hier steht der Brunnen "Unknown First Family", der den First Nations des Nordens gewidmet ist. Die Innenstadt ist typisch amerikanisch und wenig einladend. Geli findet ein paar Sandalen von Keen und es gibt ein paar sehr schöne Galerien. In einer der Galerien stärken wir uns mit Kaffee und Kuchen. Sehr interessant ist das Morris Thompson Cultural and Visitors Center mit lebensgroßen Dioramen und Ausstellungen zur Natur und Geschichte Alaskas. Wir sehen uns den sehr interessanten Film zum Thema Aurora Borealis an und gehen dann durch den Griffin Park zurück zum Auto. Unser letztes Ziel in Fairbanks ist das Vogelschutzgebiet Creamer's Field Migratory Waterfowl Refuge, wo wir eine Gruppe von Kanadakranichen (Sandhill Cranes) beobachten können. Wir fahren auf dem Richardson Highway bis zum Dorf North Pole, das seinen Namen den hier besonders tiefen Wintertemperaturen verdankt. Da alle amerikanischen Kinder glauben, dass der Weihnachtsmann am Nordpol wohnt, entstand hier die Adresse für Kinderbriefe an Santa Claus. Vom Santa Claus House, einem Laden voller Weihnachtsdekorationen, Souvenirs und Spielsachen verschickt der fast 13 m hohe, ganzjährig präsente Weihnachtsmann seinerseits Briefe an Kinder in aller Welt. Wir essen in einem Pizza Hut leckere Bread Sticks und viel zu fettige Pizza ehe wir weiter fahren. Die Reste der Pizzen haben wir im Karton als Zwischenmahlzeit für morgen dabei. Landschaftlich verläuft der Richardson Highway relativ eintönig durch das Tanana Valley in südöstlicher Richtung. Abwechslung bringen die schneebedeckten Gipfel der Alaska Range mit den prominenten Gipfeln von Mt. Hayes, Hess Mountain und Mt. Deborah. Vorbei an der Eielson Air Force Base erreichen wir die Birch Lake State Recreation Area mit einem einfachen Campingplatz direkt am See. Nachdem eine Familie ihr Boot wieder verladen hat haben wir diesen schönen Park ganz für uns alleine. Was für ein herrlicher Sommertag in Alaska - so können Wetter und Temperatur für den Rest der Reise bleiben. Vor dem Schlafengehen machen wir noch einmal ein paar Aufnahmen an "unserem" See und sitzen noch etwas in der Abendsonne.

Donnerstag, 01.06.2017: Bevor wir uns wieder auf den Weg machen, gibt es noch eine weitere Fotosession am Birch Lake. Auch heute sind die schneebedeckten Gipfel der Alaska Range das landschaftliche Highlight der Strecke. Außerdem können wir eine Elchkuh, die in einem Teich am Straßenrand auf Futtersuche ist, eine ganze Zeit aus dem Auto heraus beobachten, fotografieren und filmen. Wenig später entdecken wir noch einen weiteren Elch, halten aber nicht mehr an. In Big Delta, 15 km nördlich von Delta Junction, führen der Highway und die Trans-Alaska Pipeline parallel über den Tanana River. Von einem Parkplatz an der Big Delta Bridge kann man die von Stahlseilen gehaltene Pipeline aus der Nähe betrachten. In Delta Junction erreichten wir dann das offizielle Ende des Alaska Highway, das durch eine Flaggen bestückte Betonsäule mit dem Milemarker 1422 gekennzeichnet wird. Der 158 km lange Abschnitt des Richardson Highway von Delta Junction bis Fairbanks wird aber im Allgemeinen auch noch dem Alaska Highway zugerechnet. Der weitere Verlauf der Strecke bietet ebenfalls wenige landschaftliche Reize, wir fahren bei Dot Lake an einem Waldbrand vorbei, der eine gewaltige Rauchsäule aber von der Straße weit genug entfernt ist. In Tok machen wir die Reste unserer Pizzen warm, die heute fast besser schmecken als gestern. Im Visitor Center erkundigen wir uns nach dem Straßenzustand von Taylor und Top of the World Highway in Richtung Dawson City. Außerdem tanken wir den Camper auf, entsorgen und kaufen noch etwas ein. Nach etwa 20 km verlassen wir in Tetlin Junction den Alaska Highway und biegen auf den Taylor Highway ab. Über gut 260 km führen der Taylor Highway und der Top of the World Highway von hier aus nach Dawson City. Diese teilweise geschotterten Strecken durch schier unendliche Waldlandschaften sind den größten Teil des Jahres gesperrt und nur in den Sommermonaten für den Verkehr geöffnet. Im Gegensatz zu unserer großen Reise vor 21 Jahren sind beide Strecken mittlerweile zu großen Teilen asphaltiert oder aber sehr gut zu befahrende Schotterstraßen und wir kommen ohne Probleme voran. Am Taylor Highway befinden sich die Überreste verschiedener Siedlungen, die bei einem Goldrausch 1886, zehn Jahre vor dem Klondike-Boom entstanden waren, auch Chicken gehört dazu. Der Ort sollte ursprünglich Ptarmigan heißen, da in der Gegend viele Schneehühner zu finden waren. Weil sich die Einwohner aber nicht einigen konnten, wie man Ptarmigan schreibt, nannte man ihn schließlich Chicken. Wir sichern uns einen Platz auf dem Chicken Gold Camp und unternehmen einen Bummel durch den nur aus wenigen Häusern bestehenden Ort. Ganzjährig leben hier nur etwa 15 Menschen, in den Sommermonaten sind es um die 50. Im Chicken Creek wird auch heute immer noch nach Gold gesucht und auch Touristen können sich darin versuchen. Auf dem Gelände unseres Campingplatzes gibt es zahlreiche Überreste aus der Goldrauschzeit, darunter die riesige Pedro Gold Dredge. Da es auch heute wieder sommerlich warm ist, können wir zum ersten Mal auf dieser Tour draußen essen. Mit einem auf dem iPad gespeicherten Film beenden wir diesen erlebnisreichen Tag.

Freitag, 02.06.2017: Auch heute scheint wieder die Sonne und bis auf den kühlen Wind gibt es erneut sommerliche Temperaturen. Die Strecke des Taylor Highway bis zur Jack Wade Junction ist reizvoll aber nicht spektakulär. Allerdings können wir noch ein Murmeltier und einen Schwarzbären an der Strecke entdecken. Beide verschwinden jedoch so schnell in den Büschen, dass kein brauchbares Foto mehr gelingt. An der Jack Wade Junction beginnt der Top of the World Highway, der seinen Namen seiner eindrucksvollen Streckenführung entlang einer Art Kammlinie mit weiten Ausblicken über die Unendlichkeit des Landes verdankt. Die letzte Ansiedlung auf alaskanischer Seite ist Boundary Lodge. Inmitten einer Unmenge von Gerümpel, das der Anlage das Ambiente eines Schrottplatzes verleiht, steht ein altes Blockhaus mit dem Schild "Top of the World Gifts" auf dem Dachfirst: Dieses Gebäude ist eines der ältesten "roadhouses" von Alaska und diente erschöpften Goldgräbern als Unterkunft. Offensichtlich hat sich das Geschäft nicht mehr gelohnt und das Roadhouse wurde 2007 aufgegeben. Das Gebäude und das gesamte Gelände sind jetzt dem Verfall preisgegeben. Wenig später passieren wir die kanadische Grenze und lassen Alaska hinter uns. Wir waren von Alaska begeistert, das einzige was stört sind die extrem hohen Preisen, speziell für Fahrten in die abgelegenen Landesteile. Der Verlauf des Top of the World Highway wird im Yukon Territory seinem Namen immer mehr gerecht und führt uns durch eine grandiose und wilde Landschaft. Wir fahren mit der kostenlosen Fähre über den Yukon und finden auf dem Gold Rush Campground einen Stellplatz mitten in der Stadt. Der Platz ist zwar nicht besonders schön, bietet aber für eine Besichtigung von Dawson City die beste Lage. Die Geschichte der legendären Goldgräberstadt Dawson City begann am 17.08.1896 als George Washington Carmack und die Brüder seiner indianischen Frau, Skookum Jim und Tagish Charlie, am Rabbit Creek, einem Nebenfluss des Klondike River, der später in Bonanza Creek umbenannt wurde, auf Gold stießen und damit den Klondike Goldrush auslösten. Im Winter 1896 lebten bereits 500 Menschen in der provisorischen Zeltstadt, die nach dem Geologen und Yukon-Forscher George Mercer Dawson benannt wurde. Im folgenden Sommer hatte Dawson City bereits ein paar Dutzend Holzhäuser und ungefähr 5.000 Einwohner. Der eigentliche Goldrausch begann, als im Sommer 1897 die ersten erfolgreichen Goldsucher nach Seattle, Portland und San Francisco zurückkehrten und die Meldungen von ihrem frisch geschürften Vermögen um die Welt gingen. Über 100.000 Männer und Frauen machten sich in der Hoffnung auf den schnellen Reichtum auf den Weg nach Norden. Immerhin 30%-40% von ihnen erreichten ihr Ziel. Die meisten von ihnen überquerten im Winter 1897/98 den berüchtigten Chilkoot Pass, um dann im Sommer 1898 erkennen zu müssen, dass die besten Claims der Klondike Goldfields, zwei Jahre nach ihrer Entdeckung, bereits vergeben waren. Die Neuankömmlinge im hohen Norden wurden "Cheechakos" genannt, was in der Sprache der Chinook-Indianer Neuankömmlinge bedeutet. Wenn sie den ersten kalten Winter erfolgreich überstanden hatten, hießen sie "Sourdoughs", weil sie zum Brotbacken stets einen Klumpen Sauerteig mitführten. Der Mehrheit der Cheechakos blieb nichts anderes übrig, als zu miserablen Konditionen für erfolgreiche Goldgräber zu arbeiten oder sich mit einem anderen Job über Wasser zu halten. Ende 1898 war Dawson City auf über 30.000 Einwohner angewachsen und damit die größte Stadt westlich von Chicago und nördlich von San Francisco und mit Sicherheit die teuerste Stadt Nordamerikas. Alle Lebensmittel und Güter mussten über Tausende von Kilometern herangeschafft werden und jeder wollte so viel wie möglich am Goldrausch verdienen. Dawson hatte elektrisches Licht und Telefon, fließendes Wasser, Theater, Tanzhallen und Saloons. Neben den üblichen Lebensmitteln konnte man auch Kaviar und Champagner kaufen und eine Flotte von Raddampfern brachte die neuste Mode aus Paris ebenso wie Möbel aus England. Doch schon 1899 schien alles zu Ende. Die Goldvorkommen, die sich in Handarbeit schürfen ließen, nahmen rapide ab und die Zeitung "The Klondike Nugget" berichtete über neue, sensationelle Goldvorkommen an der Küste von Nome, weit oben im Norden Alaskas an der Beringsee. Der Exodus kam für Dawson ebenso schnell wie der Aufstieg: Goldgräber und Geschäftsleute packten ihre Habe und zogen nach Norden, nachdem am Klondike innerhalb weniger Jahre Gold im Wert von über 100 Millionen Dollar gefunden worden war. Aus der lebenslustigen "frontier town" in der Wildnis wurde das Verwaltungszentrum des Yukon Territory und die Versorgungsstation für die Arbeiter der Mining Companies, die ab 1900 das Gold des Klondike im großen Stil mit gigantischen Schaufelbaggern ausbeuteten. 1953 verlor Dawson seinen Status als Provinzhauptstadt, die Landesregierung mit ihren 800 Mitarbeitern zog ins verkehrsgünstigere Whitehorse und obwohl Dawson zum Ausgleich dafür eine Straßenanbindung nach Süden bekam, sank die Einwohnerzahl immer weiter. Das "Paris des Nordens" verkümmerte und war auf dem besten Weg, zur Geisterstadt zu werden; die große Überschwemmung von 1979 und der Brand des alten Downtown-Hotels schienen das Ende zu besiegeln. Doch es kam anders: Der internationale Goldpreis stieg an und lockte neue Firmen in den Norden. Mittlerweile graben moderne Maschinen das Erdreich jener Creeks erneut um, in denen zur Jahrhundertwende die Sourdoughs mit Schaufel und Pfanne Nuggets schürften. Zur weiteren Wiederbelebung der Stadt tragen auch die zahlreichen Touristen bei, die den Originalschauplatz des Klondike Goldrush mit eigenen Augen sehen wollen. Nachdem Dawson bereits in den 1960er Jahren zur National Historic Site erklärt worden war, wurden inzwischen viele historische Häuser im Stadtkern unter der Regie des Canadian Parks Service restauriert oder im alten Stil wiederaufgebaut. Das Bestreben den gesamten Ortskern getreu dem Aussehen zur Zeit des Goldrausches zu rekonstruieren und die leichte Erreichbarkeit über den vollständig asphaltierten Klondike Highway haben Dawson City zum Besuchermagneten gemacht und die Einwohnerzahl wieder auf fast 2.000 anwachsen lassen. Wir beginnen unseren Besuch mit einer Fahrt auf den Midnight Dome, dem Hausberg von Dawson City. Von hier haben wir einen herrlichen Blick auf die Stadt und den Yukon River. Wir können auch den Verlauf des Top of the World Highway erkennen. Anschließend fahren wir auf der Bonanza Creek Road, vorbei an unendlichen Sand- und Schottermengen, die seit 100 Jahren wieder und wieder durchwühlt wurden. Die Landschaft entlang des Bonanza Creek ist durch diese Gier nach Gold ziemlich zerstört und macht einen eher trostlosen Eindruck, auch wenn das dichte Grün sich langsam auch die Schotterhaufen zurückerobert. Unser Ziel ist die riesige Gold Dredge No. 4, die sich bis 1959 durch das Tal des Bonanza Creek gewühlt hat. Während einer achtmonatigen Saison im 24/7 Schichtbetrieb legte die Dredge gerade einmal eine Strecke von 800 m zurück. Dabei wurden alle drei bis vier Tage gut 20 kg Gold gewonnen. Während ihrer über 46 jährigen Betriebszeit förderte die Dredge No. 4 acht Tonnen Gold zu Tage. Zurück auf dem Campingplatz füllen wir eine Waschmaschine und essen zu Abend. Als alles fertig ist fängt es an zu regnen, so dass wir den Rundgang durch die Stadt auf morgen verschieben.

Samstag, 03.06.2017: An den Häusern der Frontstreet und am Ufer des Yukon beginnen wir unseren Rundgang durch die Stadt. Der Raddampfer "SS Keno", der am Flussufer liegt, wird gerade renoviert, ist aber bereits in einem guten Zustand. Mit Diamond Tooth Gertie ́s Casino, erreichen wir das Wahrzeichen von Dawson und die nördlichste Spielhölle des Kontinents. Die Bezeichnung dieser Institution geht auf die Tänzerin Gertie Lovejoy zurück, die einen blinkenden Diamanten zwischen ihren Schneidezähnen eingeklemmt hatte und es während der Goldrauschzeit als "Königin der Ballsäle" zu Wohlstand brachte. Nachdem wir eine Milch und zwei Zimtschnecken gekauft haben, sehen wir uns noch die Blockhäuser des Yukon-Poeten Robert Service und des Schriftstellers Jack London an. Der Klondike Highway beginnt am Ende der staubigen Front Street von Dawson City und führt zunächst durch die Abraumhalden am Unterlauf des Klondike River. Nach 42 km erreichen wir Dempster Corner, den Beginn des legendären Dempster Highway, der nach 742 km durch einsame Tundralandschaft in Inuvik, am Delta des Mackenzie River endet. Wir folgen der Piste in den Norden und erreichen nach 49 Kilometern die Südgrenze des 2.164 km2 großen Tombstone Territorial Park. Der Dempster Highway verläuft auf den nächsten 70 km durch die unberührte Natur dieses Parks. Wir sichern uns auf dem Tombstone Mountain Campground einen Platz für die Nacht und fahren anschließend zum Tombstone Interpretive  Centre zurück. Von hier aus gehen wir zu einem Biber-Teich, können allerdings nur die Biberburg und nicht die Bewohne erkennen. Mit dem 1.289 m hohen North Fork Pass nicht nur den höchsten Punkt des Dempster Highway sondern auch eine kontinentale Wasserscheide. Die Flüsse nördlich des Passes fließen in das Beaufort-Meer, die südlichen in den Pazifik. Mit dem Fernglas entdecken wir einen Elch an einem der gegenüberliegenden Berghänge. Die Straße führt von hier aus hinunter in die Blackstone Uplands, eine buschbewachsene Tundra. Wir entdecken zahlreiche Schneehasen und Ptarmigans, sowie einige Greifvögel. Am Two Moose Lake können wir, ebenfalls nur mit dem Fernglas, zahlreiche Kragenenten beobachten. Mit dem Chapman Lake erreichen wir die nördliche Grenze des Tombstone Territorial Parks und kehren bei Kilometer 116 des Dempster Highway um. Die Landschaft entlang des Dempster macht Lust auf mehr und der Straßenzustand ist zumindest bis hier einwandfrei. Das wäre noch mal ein extra Reiseziel für die herbstliche Verfärbung der arktischen Natur. Wir machen es uns auf unserem Stellplatz direkt am Ufer des North Klondike River gemütlich. Zum draußen sitzen ist es hier mit nur 12 Grad allerdings etwas zu kühl. Mit einem Film aus dem iPad-Kino beenden wir diesen Tag.

Sonntag, 04.06.2017: Wir beginnen unseren 30. Hochzeitstag mit einem Spaziergang über den Campingplatz. Die Suche nach Eulen oder sonstigen Vögeln in den Bäumen bleibt leider erfolglos. Das trübe Wetter geht in leichten Regen über und im Nieselregen fahren wir zurück zum Highway. Der Klondike Highway führt durch Sumpfgebiete und über zahlreiche Bach- und Flussläufe. Im weiteren, nicht besonders abwechslungsreichen Verlauf, verlangen zahlreiche Straßenschäden mit Schlaglöchern und Bodenwellen die volle Aufmerksamkeit des Fahrers. An der urigen Blockhütte der Moose Creek Lodge machen wir eine kurze Pause, ehe es in Richtung Whitehorse weitergeht. Ein Aussichtspunkt bietet einen weiten Blick über die Ebene des Pelly River mit dem kleinen Ort Pelly Crossing. Landschaftlich interessant wird die Strecke erst wieder zwischen Minto und Carmacks, wo die Straße parallel zum Yukon River verläuft und Haltebuchten schöne Blicke auf den Fluss ermöglichen. Schließlich erreichen wir den Aussichtspunkt über die Five Finger Rapids, jene berüchtigten Stromschnellen des Yukon River, an denen viele Goldsucher auf dem Weg nach Dawson City scheiterten und wenn nicht ihr Leben, so zumindest Hab und Gut verloren. Später waren die Strömungen und Strudel dieser Stelle für die Flussdampfer, die zwischen Whitehorse und Dawson verkehrten, ein schwieriges Hindernis. Wenig später erreichen wir Carmacks, einst eine wichtige Zwischenstation der Raddampfer, ist heute eine unbedeutende Versorgungsstation am Klondike Highway mit einem schön gelegenen Campingplatz am Yukon. Wir tanken, kaufen noch etwas ein und suchen uns einen Stellplatz mit Blick auf den Fluss. Nach einer kurzen Pause gehen wir auf einem sehr schön angelegten Bohlenweg am Flussufer entlang. Heute ist es wieder so schön warm, dass wir draußen zu Abend essen können. Auch nach dem Essen bleiben wir noch draußen sitzen und lesen bis es uns zu kühl wird.

Montag, 05.06.2017: Auch heute haben wir wieder Glück mit dem Wetter und machen uns bei strahlendem Sonnenschein auf den Campbell Highway. Gleich auf den ersten Kilometern bieten sich uns herrliche Ausblicke auf den Yukon River und auch im weiteren Verlauf ist die Strecke landschaftlich sehr reizvoll. Ein weiterer Höhepunkt ist der Abschnitt entlang des Salmon Lake. Da es an Aussichtspunkten mangelt fahren wir zum Drury Creek Campground ab und genießen den herrlichen Blick über den See. Ab der Kreuzung nach Faro geht der Asphalt in eine zweispurige Erdstraße über, die sehr gut zu befahren ist. Etwas problematisch sind die 10 km nach Ross River, wo wir den Tank noch einmal auffüllen wollen. Die Piste wird gerade überarbeitet und zwei Grader und ein Bewässerungswagen sind am Werk. Sie verwandeln die Straße in eine Matschpiste und auf dem Weg zurück zum Campbell Highway schalten wir den Allradantrieb ein. Jetzt verengt sich die Straße auf eineinhalb Spuren und bei Gegenverkehr müssen beide aufpassen. Uns kommen allerdings nur fünf Fahrzeuge entgegen, darunter ein Unimog-Camper aus Deutschland. Für den Fahrer ist allerdings auch hier höchste Aufmerksamkeit gefordert, da Schlaglöcher und Bodenwellen rechtzeitig erkannt werden müssen. Die schlimmsten Schäden sind durch Fähnchen gekennzeichnet, was es etwas erleichtert. Der Robert Campbell Highway gilt als die Straße mit der höchsten Wildtier-Dichte im Yukon, vor allem an Elchen und Wölfen. Die bekommen wir leider nicht zu Gesicht, dafür zahlreiche Erdhörnchen, zwei Schneehasen und drei Stachelschweine. Nach sieben Stunden haben wir genug und finden auf dem Frances Lake Campground einen schönen Stellplatz direkt am See. Nach der Self-Registration kommen wir mit Heike und Oskar aus Fürth ins Gespräch, die seit sechs Jahren mit einem Allrad-Sprinter auf Tour sind. Witzig ist, dass die beiden Anni und Wolfgang und Ulla und Klaus seit Ewigkeiten kennen. Nach dem Abendessen gehen wir noch einmal zu den beiden und sitzen gemeinsam am Lagerfeuer bis es uns zu kühl wird. Bei angeregten Gesprächen über das Reisen vergeht die Zeit wie im Flug - ein schöner Abend mitten in der Natur.

Dienstag, 06.06.2017: Wir haben recht früh ausgeschlafen und kommen dementsprechend zeitig los. Der Campbell Highway ist jetzt gut ausgebaut, teilweise sogar asphaltiert. Ein drei Kilometer lange etwas schmierige Baustelle läßt uns noch mal den Allradantrieb aktivieren. Wir sehen wieder drei Stachelschweine, wovon uns eines fast unter die Räder gerät und diesmal sogar drei Schwarzbären, darunter ein Jungtier. Leider verschwinden alle sehr schnell im Dickicht als wir anhalten, so dass kaum brauchbare Fotos und Filmaufnahmen dabei herauskommen. Schließlich erreichen wir Watson Lake, den nach Whitehorse wichtigsten Verkehrsknotenpunkt des Yukon Territory. Der Ort erlangte seine Bedeutung 1942 als Baucamp und Nachschubposten für den Bau des Alaska Highway. Heute ist der 1.800 Einwohner zählende Ort das Versorgungszentrum des gesamten Südostens des Yukon. Die Hauptattraktion von Watson Lake ist der Schilderwald am Alaska Highway. Benutzer des Highway aus aller Welt haben Wegweiser, Autonummern, Orts- und andere irgendwie beschriftete Schilder an die vom Lions Club Watson Lake aufgestellten Pfähle genagelt. Diese "Totempfähle unserer Zeit" umfassten bei unserem Besuch 1996 noch gut 25.000 Schilder, mittlerweile sind daraus über 76.000 geworden und jedes Jahr kommen über 2.000 neue hinzu. Wir machen uns auf die Suche nach unserem selbst gemalten Kiel-Schild von damals. Das aufgestellte Flugzeug, das ich mir als Basis gemerkt habe, ist nicht mehr vorhanden. Ich frage im Visitor Center nach und bekomme die Auskunft, das dort jetzt eine Picknickbank steht. Die nette Dame zeigt mir auch noch wo genau es ist und erzählt mir, das die Pfähle in diesem Bereich vor 6-7 Jahren ausgetauscht wurden, da sie verrottet waren. Alle Schilder, die noch lesbar waren, wurden im selben Bereich wieder angebracht. Unseres ist aber nicht dabei, es wurde wohl ausgemustert - schade. Wir hatten uns darauf gefreut unser altes Schild, eine selbst bemalte Backform, noch einmal wieder zu sehen. Begonnen wurde der Sign Posts Forest von den beim Bau des Alaska Highway eingesetzten amerikanischen Soldaten. Allen voran ein heimwehkranker G.I. namens Carl K. Lindley, der 1942 ein Schild mit der Entfernung zu seinem Heimatort Danville in Illinois an einen Baum nagelte. Andere Soldaten, Arbeiter, Lastwagenfahrer und später Touristen folgten seinem Beispiel. Am Rand des Schilderwaldes befindet sich das Visitor Center, wo eine kleine Ausstellung mit Film und Fotodokumenten zum Bau des Alaska Highway zu sehen ist. Auslöser für den Bau der Militärstraße durch Kanada und Alaska war der Luftangriff der Japaner am 07.12.41 auf Pearl Harbour. Dadurch wuchs die Angst der Amerikaner vor einer japanischen Invasion im "abgelegenen" Alaska. Am 02.02.42 ordnet Präsident Roosevelt den Bau der Straße an, die in ihrem Verlauf alten Indianer- und Trapperpfaden und den damals bestehenden "Airstrips", kleinen Flugplätzen, folgt. 11.000 in aller Eile zusammengetrommelte Männer sahen sich der ungeheuren Aufgabe gegenüber, zwischen Frühjahr und Herbst 1942 eine fast zweieinhalbtausend Kilometer lange Bresche durch Sümpfe, Wälder, über Flüsse und Berge zu schlagen, die es ermöglicht, noch vor Winteranbruch erste Konvois nach Fairbanks rollen zu lassen. Die in British Columbia und Alaska gestarteten Baukolonnen trafen sich nach nur sechs Monaten am 24.09.42 bei Meile 588 am Contact Creek. Bereits am 20.11.42 erreichte der erste Militärkonvoi Fairbanks im Herzen Alaskas, die erste Überlandverbindung zu den Lower-48-Staaten war Realität geworden. Der Alaska Highway ist mittlerweile durchgehend asphaltiert und aus der einst abenteuerlichen Strecke ist eine "normale" Verbindungsstraße geworden. Dennoch ist der Alaska Highway noch immer Synonym für den Einstieg in die Welt des Jack London und der Mythos von der Traumstraße der Welt bleibt weiterhin lebendig. Wenn die Straße auch verbessert wurde, das Land blieb abgesehen von einem "Korridor der Zivilisation" unverändert: Damals wie heute beginnt wenige hundert Meter neben der Straße die Wildnis, das Reich von Bär, Elch, Karibu und Wolf. Nachdem wir dem Camper vom Dreck des Campbell Highway gereinigt und uns einen Stellplatz auf dem Downtown RV Park gesichert haben, machen wir uns noch einmal zu Fuß auf den Weg zum Schilderwald. Wir essen ein leckeres Eis und suchen noch einmal nach unserem Schild, bleiben aber erfolglos. Im Visitor Center sehen wir uns den Film zum Alaska Highway an und gehen dann, noch einmal suchend, durch den Schilderwald zurück zu unserem Camper. Geli recherchiert die Daten unseres Trucks im Internet: Der GMC Denali mit Duramax Getriebe hat 445 PS, 6,6 l Hubraum und hat einen Einstiegspreis von 55.00$.

Mittwoch, 07.06.2017: Wir verlassen Watson Lake auf dem Alaska Highway in westlicher Richtung mit dem Ziel Whitehorse. Auf der gut 450 km langen Strecke gibt es trotz schöner Teilabschnitte nicht viel zu sehen und nur wenige Möglichkeiten für Zwischenstopps. Wir sehen uns die von einem Parkplatz am Highway über einen kurzen Weg erreichbaren Rancheria Falls an, die eigentlich eher Stromschnellen als Wasserfälle sind. Immer wieder sorgen kurze geschotterte Abschnitte und eine längere Baustelle für reichlich Staub und Dreck. Der Highway führt für ein kurzes Stück noch einmal nach British Columbia hinein, ehe wir mit Teslin die einzige Ortschaft zwischen Watson Lake und Whitehorse erreichen. Eis Aussichtspunkt bietet einen schönen Blick auf Teslin und den gleichnamigen See. Von hier aus folgt der Alaska Highway auf 55 km Länge dem von Bergen eingerahmten Teslin Lake.  Rund 10 km südlich von Whitehorse zwängt sich der Yukon River durch den engen Miles Canyon, ein bei den Goldsuchern gefürchtetes Hindernis auf ihrer Fahrt nach Dawson City. Wir gehen ein Stück am Canyon entlang und überqueren ihn auf der für Fußgänger eingerichteten Hängebrücke. Unweit der Innenstadt beziehen wir im Hi Country RV Park unser Quartier für die letzten beiden Nächte. Wir waschen noch einmal unsere Wäsche und spazieren nach dem Abendessen über den Platz und sehen uns die riesigen Wohnmobile und Fifth-Wheeler der Amis an.

Donnerstag, 08.06.2017: Auch unser letzter Tag im Yukon ist wieder sommerlich  schön und mit über 30 Grad wird es der wärmste Tag der gesamten Reise. Da der Online-Ckeck-In nicht klappt fahren wir zum Flughafen und versuchen dort schon einmal vorab unsere Sitzplätze zu reservieren. Das geht aber auch nicht und Air Canada kann ohnehin an den eingebuchten Plätzen für die Langstrecke nichts ändern, da sie bei Lufthansa nicht in das System kommen. Unser nächstes Ziel ist das "Whitehorse Horse", eine Skulptur von Daphne Mennell aus gespendeten Metallteilen. Das sich aufbäumende über 3 m hohe Pferd soll an die Stromschnellen des Yukon erinnern, die Whitehorse einst den Namen gegeben haben. Anschließend fahren wir zum Whitehorse Power Dam, der den Yukon zum Lake Schwatka staut. Um den Lachsen den vom Damm versperrten Weg zu den Laichgründen dennoch zu ermöglichen, wurde eine Fischleiter gebaut. Am verglasten Teil der Fish Ladder lassen sich vor allem ab Ende Juli die Fische beobachten, wie sie die Stufen der Leiter hinaufspringen. Da es für die Lachse noch viel zu früh ist, begnügen wir uns mit einem Blick von außen und gehen auf der Rotary Centennial Bridge einmal über den Yukon. Über die Robert-Campbell-Bridge fahren wir nach Whitehorse zurück und sehen uns den Sternwheeler "SS Klondike II" an, der perfekt renoviert in der Nähe der Brücke am Ufer des Yukon liegt. Der 1937 erbaute Raddampfer wurde mit den Maschinen des gesunkenen Vorgängers, der "SS Klondike I", ausgerüstet und beförderte bis zur Fertigstellung des Klondike Highway im Jahr 1955 Fracht und Passagiere zwischen Whitehorse und Dawson City. Seit ihrer Restaurierung Ende der 60er-Jahre ist die "Klondike II" das Schmuckstück der Stadt und darüber hinaus eine National Historic Site. Aufgrund von anstehenden Restaurierungsarbeiten sind nur Teile des Schiffes zugänglich, aber dieser kurze Rundgang hat sich gelohnt. Im Yukon Visitor Reception Centre nutzen wir das WLAN zum Lesen von Mails und dem Download der Zeitung. Ein weiterer Versuch des Online-Check-In scheitert mit dem Hinweis, dass es diese Möglichkeit in Whitehorse nicht gibt. Wir bummeln ein wenig durch die Second Avenue und Main Street, finden aber außer ein paar hübschen Fassaden, der Skulptur eines Goldsuchers mit seinem Hund, eines 11 m hohen Totempfahls neben dem White Pass Train Depot und einer Skulptur mit den Köpfen eines Wolfes und einer Krähe gibt es nicht viel Sehenswertes zu entdecken. Wir fahren weiter zum Shipyards Park, wo immer donnerstags der Fireweed Community Market stattfindet. Es gibt Lebensmittel, Kunst und Kunsthandwerk aus eigener Produktion. Wir essen am Stand einer Inderin sehr leckeres gebackenes Gemüse und Kartoffeltaschen (Pakora und Samosa). Unser letztes Ziel ist das Yukon Arts Centre. Hier wird gerade eine neue Ausstellung aufgebaut, so dass wir uns mit einem Rundgang durch den Skulpturengarten begnügen. Zurück auf dem Campingplatz fangen wir an die Wohnkabine zu säubern und Geli packt schon einmal ihre Tasche. Zum Abendbrot gibt es die letzten Reste aus dem Vorratsschrank, die wir draußen essen können. Auch nach dem Essen sitzen wir noch weiter draußen und genießen das herrlich warme Wetter.

Freitag, 09.06.2017: Obwohl alle Fenster den ganzen Abend geöffnet sind, bleibt es im Auto sehr warm. Wir können trotzdem ganz gut schlafen und werden noch vor dem Wecker wach. Heute kann ich online Sitzplätze am Notausgang reservieren, bekomme aber keine Bestätigung. Nach dem Frühstück packe ich meine Sachen und wir fegen noch einmal aus. In wenigen Minuten ist die Station von Canadream erreicht und die Rückgabe klappt ohne Probleme. Wir haben in den letzten Wochen 5.786 km zurückgelegt, dabei im Schnitt 16 Liter auf 100 km verbraucht und eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 63 km/h erreicht - dem Bordcomputer sei Dank. Wir können auch noch einen Blick in einen Camper-Van werfen, der für uns auch in Frage käme. Der Chef persönlich bringt uns zum Flughafen und wir werden auch unser Gepäck gleich los. Die Sitzplatzreservierung hat funktioniert, wir bekommen die online reservierten Plätze. Der Flug nach Vancouver ist zeitweise etwas ruppig verläuft aber ohne Probleme. Wir müssen ein ganzes Stück gehen, um zum neuen Gate zu kommen, was nach dem Flug sehr angenehm ist. Auch auf der Langstrecke klappt es mit den Plätzen am Notausgang. Allerdings ist der Flug komplett ausgebucht und zwei Lufthansa-Mitarbeiter werden uns gegenüber auf die Plätze des Kabinenpersonals gesetzt. damit ist es mit der Beinfreiheit leider vorbei. Immerhin wird nach 6 Stunden noch mal gewechselt, so dass wir noch ein wenig die Beine ausstrecken können.

Samstag, 10.06.2017: Wir kommen leicht verspätet in Frankfurt an und müssen auch hier einmal quer über den Flughafen marschieren. Wir holen uns noch einen Café Latte und lesen bis zum Weiterflug nach Hamburg. Der letzte Abschnitt startet mit leichter Verspätung, wir kommen aber pünktlich in Hamburg an. In der Ankunftshalle ist die Hölle los und per Ansage wird um Geduld bei der Gepäckabfertigung gebeten. Nach einer halben Stunde haben wir unsere Taschen und gehen zur Bushaltestelle. Da noch etwas Zeit ist, kauft Geli noch ein paar Lebensmittel ein. Auch der Kielius ist bis auf den letzten Platz gefüllt. Kurz vor 17:30 Uhr sind wir, gut 26 Stunden nach dem Aufstehen, wieder zuhause. Wir packen noch aus, essen eine Kleinigkeit und gehen nach der Tagesschau ins Bett.

Die letzte Wildnis Nordamerikas hat uns super gut gefallen: Herrliche Landschaften, spannende Tierbegegnungen und viel Glück mit dem Wetter haben jeweils ihren Beitrag zu einer tollen Reise geleistet.

 
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